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Oberitalien.
Viertes Buch.
Die ferrarer Schule.
schicktesten Maler, in Bonone's Styl ein angefangenes Werk
zu vollenden. In S. Maria in Vallo nämlich hatte Bonone
die Verlobung U. L. F. entworfen und Chenda malte sie, weil
Lion-ello sich nicht an die Aufgabe wagte. Das Bild hat
an dem gegenüberstehenden von Bonon e einen grossen Neben-
huhler; doch bemerkt man einen Pinsel darin, der wol würdig
war, den des Carlo aufzunehmen. Nicht anders urtheiltcn
auch die Bürger über seine andern Jugendarbeiten, wie in S.
Agostino die 'l'a-ufe des Heiligen in einem 'l'empel lobwürdiger
Bauart, mit meisterlicher Einsicht in das von Unten nach Oben.
Geschützt werden auch die Bilder nach Guarini und Tasso
im Landhau-se 'l'rott'i und noch andere _bei diesen Herren, wie
in andern Hüusern. Er kümmerte sich aber wenig um Arbei-
ten {für Kirchen und Sammlungen, sondern trachtete mehr nach
Volksbeifall, den er als Mechanicus und Maler bei ölie-ntlichen
Feierlichkeiten, besonders den damals so gewöhnlichen Kampf-
spielen, sich erwarb. Eins dieser Kampfspiele in Bologna war
Anlass zu seinem frühen Tode. Er arbeitete da entweder mit
wenig Beifall und starb vor Gram, oder, wie andere vermu-
tlret haben, "mit zu viel Beifall und an Gift. So ging Carlo
Bononfs Schule bald ein; doch hat sie viele Arbeiten hinter-
lassen, die wegen des gleichförmigen Styls jetzt der Schule
überhaupt, nicht namentlich einem Einzelnen beigelegt werden,
Für die Reihe der Caraccisten habe ich den ferrarer
Edlen Francesco Naselli vorbehalten, obwol man auch
gemeint "hat, Bastaru olo habe ihn in die Kunst eingeweiht.
Dies ist aber ungewiss; und gewiss nur soviel, dass er anhal-
tend sein Nacktes in einer nicht ohne seine Mitwirkung zu Ferrara
eröffneten Akademie zeichnete, auch in Bologna mehrere Arbei-
ten der Caracci und: ihrer Jünger copine. ln den Kirchen
seiner Vaterstadt und in Privatsammlungen findet man sehr
viele Früchte dieses seines Fleisses; und die nxühsamsten sind
zwei Wunder des "heil. Benedict, die er im Kloster S. Michele
in Bosco malte, welche jetzt in S. Giorgio der Olivctgner in
Ferrara aufgestellt sind. Eines ist nach Lodovico, das an-
dere nach Gulido, und beiden zieht man die nach Agostinu
gemalte Communion des heil. Hieronymus in der Karthause
vor. Auch Guercino gefiel ihm; was er nur von ihm. be-
kommen kannte, copirte er und ihn wählte er nach den Ca-