Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Dritter Band)

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Oberitalien. 
Viertes Buch. 
Die ferrarer Schule. 
schicktesten Maler, in Bonone's Styl ein angefangenes Werk 
zu vollenden. In S. Maria in Vallo nämlich hatte Bonone 
die Verlobung U. L. F. entworfen und Chenda malte sie, weil 
Lion-ello sich nicht an die Aufgabe wagte. Das Bild hat 
an dem gegenüberstehenden von Bonon e einen grossen Neben- 
huhler; doch bemerkt man einen Pinsel darin, der wol würdig 
war, den des Carlo aufzunehmen. Nicht anders urtheiltcn 
auch die Bürger über seine andern Jugendarbeiten, wie in S. 
Agostino die 'l'a-ufe des Heiligen in einem 'l'empel lobwürdiger 
Bauart, mit meisterlicher Einsicht in das von Unten nach Oben. 
Geschützt werden auch die Bilder nach Guarini und Tasso 
im Landhau-se 'l'rott'i und noch andere _bei diesen Herren, wie 
in andern Hüusern. Er kümmerte sich aber wenig um Arbei- 
ten {für Kirchen und Sammlungen, sondern trachtete mehr nach 
Volksbeifall, den er als Mechanicus und Maler bei ölie-ntlichen 
Feierlichkeiten, besonders den damals so gewöhnlichen Kampf- 
spielen, sich erwarb. Eins dieser Kampfspiele in Bologna war 
Anlass zu seinem frühen Tode. Er arbeitete da entweder mit 
wenig Beifall und starb vor Gram, oder, wie andere vermu- 
tlret haben, "mit zu viel Beifall und an Gift. So ging Carlo 
Bononfs Schule bald ein; doch hat sie viele Arbeiten hinter- 
lassen, die wegen des gleichförmigen Styls jetzt der Schule 
überhaupt, nicht namentlich einem Einzelnen beigelegt werden, 
Für die Reihe der Caraccisten habe ich den ferrarer 
Edlen Francesco Naselli vorbehalten, obwol man auch 
gemeint "hat, Bastaru olo habe ihn in die Kunst eingeweiht. 
Dies ist aber ungewiss; und gewiss nur soviel, dass er anhal- 
tend sein Nacktes in einer nicht ohne seine Mitwirkung zu Ferrara 
eröffneten Akademie zeichnete, auch in Bologna mehrere Arbei- 
ten der Caracci und: ihrer Jünger copine. ln den Kirchen 
seiner Vaterstadt und in Privatsammlungen findet man sehr 
viele Früchte dieses seines Fleisses; und die nxühsamsten sind 
zwei Wunder des "heil. Benedict, die er im Kloster S. Michele 
in Bosco malte, welche jetzt in S. Giorgio der Olivctgner in 
Ferrara aufgestellt sind. Eines ist nach Lodovico, das an- 
dere nach Gulido, und beiden zieht man die nach Agostinu 
gemalte Communion des heil. Hieronymus in der Karthause 
vor. Auch Guercino gefiel ihm; was er nur von ihm. be- 
kommen kannte, copirte er und ihn wählte er nach den Ca-
	        
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