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Oberitalien.
Viertes Buch.
Die; ferrarer Schule.
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Gehen
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Zll
dem
Einzelnen
Carlo Bonone, von dem wunderlichen Cochin im-
mer Bourini genannt, war Schüler Bastaruolfs. Als er
seinen Meister verlor, behielt er die erlernte Manier fort, neigte
sich aber seitdem sehr zum Starken, zum Schlagschatten, zum
schwierigen, mehr als einer seiner Zeitgenossen in Ferrara.
Ich glaube, da er mit Scarsellino e an Liebreiz nicht auf-
nehmen konnte, so sann er darauf, ihm eine rüstigere und
grossartigere Manier entgegenzusetzen. Danach brauchte er
auch nicht gar weit zu suchen; denn in Bologna blühten die
Caracci. Er verliess seine Vaterstadt, und fasste vielleicht,
als er durch diese Stadt reisete, den ersten Gedanken seines
neuen Styls. Nun ging er nach Rom, zeichnete dort über
zwei Jahre in der Akademie das Naturschöne, ausser derselben
das Kunstschöne z), kehrte wieder nach Bologna und wollte
dort ein Jahr bleiben, „bis er den Charakter und das Colorit
der Caracei ganz gewältigt hätte, die ganz den Grundsätzen
und dem Brauche, den er, ohne sich um andere Manieren zu
kümmern, angenommen hatte, nahe kamen." So sagt Baru f-
2) Das Kunstschöne und Naturschöne Sind in nicht Gegensätze.
Das Kunstschöne ist das von jeder Zufälligkeit entfesselte ohne hin-
dernden Einfluss sich frei und ungestört aus dem Menschengeist ent-
faltende Bild der Natur. Es ist die aus der Seele wiedergehorene Natur.
An den schönsten tVerken griechischer Kunst sehn wir deutlich, dass
der Natur und Kunst ein und dasselbe Urbild zu Grunde liegt. Da
nicht; die Schönheit selbst und an sich Zweck der Natur bei ihren Bil-
dungen ist, sondern Zweckmiissigkeit, der Kunst aber die Schönheit
selbst Endzweck ist, so ist Schönheit als zufällig in der Natur, in
der Kunst aber als nothwendig zu betrachten. Betrachten wir die
Natur als eine verkörperte Intelligenz, so werden wir ihre Schönheit
erkennen, gerade wie in einem Kunstwerke, mit dem Blick des Na-
turforschers angesehn, die Zweckmiissigkeit der Natur sich darstellt,
obwol diese darzustellen nicht Endzweck des Künstlers wer. Al-
lein da das Schöne vernunflgemiiss ist, so kann es nie unzweclnnässig
seyn, und du die Welt das Folgereehteste und nach Gesetzen der
höchsten Vernunft Gebildete ist, so ist sie_in ihrer Gesammtheit schön.
Ueher das Kunstschöne s. Kunstbemerlvzngen auf einer Reise über
Wiltcnberg und Meisseu nach Dresden und Prrrg von A. Hirt. Ber-
lin 1830. S. 197. Recens. dieser schätzharexi Schrift in der halli-
sehen Lit. Z1. 1830 und Erwiederungen des Hufrath l-lirt im Kunstbl.
z. Morgenbl. 183i mit Anmerk. von mir. Die Natur ist teleologisch,
die Kunst ästhetisch zu beurtheilen, im letzten und höchsten Resultate
aber übereinstimmend, Q.