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Oberitalien.
Viertes Buch.
Die ferrarer Schule.
Man kann ihn zu S. Andrea in den grossen Geschichtsbildern
am Hochaltar und mehrern Nebenaltarbildern erkennen. Su-
Perbi "giebt in seinem Apparate als wackern Maler einen
Gio. Andrea Ghirardoni an, vonwelchem einige ver-
ständige, aber doch matt und mehr hellduxxkelartige Bilder
übrig sind. Bngnacavallo , Rossetti , Provenzali
da. Cento und andere aus dem ferrarer Gebiete, die in die-
sen Zeitraum gehörten, sind schon bei andern Schulen erörtert
worden.
Dritter
Zeitraum.
Die Ferrarer nehmen aus der bolog-ner Schule nlehrerc.
Style an. Verfall der Kunst und Stiftung einer Akademie,
um sie zu heben.
Zu der bisher beschriebenen Höhe gelangte die Malerei unter
den Estensern, welche mit Alfonsens II. Tode 1597 in Ferrara
zu herrschen aufhörten. Diese Fürsten erlebten, was kein an-
derer Fürst erlebte: fast alle italischen Musterstyle von muster-
haften Naehahmern in ihre Hauptstadt verpflanzt. Sie hatten
{ihren Raffael, ihren Buonarroti, ihren Coreggio,
Tizian und Paolo. Ihr Andenken bleibt der Welt als Mu-
ster; denn als wahre Bürger belebten sie in ihrer Vaterstadt
die Talente, erweiterten das Gebiet der Wissenschaften und
förderten die bildenden Künste I). Der Herrschaftswechsel fand
zur Zeit Papst Clemens VIII. Statt, zu dessen feierliehem Ein-
zuge und Stadtfesten Scarsellino und Mona arbeiteten,
1) Was es mit dieser abermals vollmäulig gepriesenen Gönner-
schafl: des Hauses Esle für eine Bewandnis habe, hat an Tasse und
Ariosto der edle H0 bhou se in seinen [Iistorical illuslralions nf tlur
fourth Crmla of Clzilde Ilarnld etc, Lond. 1818. S. gezeigt, Worauf
wir verweisen, damit eine sehr haushälleriscix berechnete und so Kunst
wie Wissenschaft in trengei- Hörigkeit haitende Fiirsteneitelkeil, die
sich nöthigen Falls niedrige Bänke und Gewallstreiche erlaubte , nicht
für Liebe und Förderung .der Kunst und Wisiexlschaft gehalten werde,
lügenhafter Schein nicht für Wahrheit. W".