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Oberitalien.
Viertes Buch.
Die ferrarer Schule.
Dom enico Mona so lieset Baruffaldi auf seinem
Grabe, wiewol Andere ihn Monio, Moni und Monna nen-
nen hatte mehrere Lcbenswege, als Klostermönch, Geist-
licher, Arzt, Sachwalter versucht, als er endlich bei der Malerei
blieb, wozu er eine fruchtbare, heissc Phantasie, schnelle lland
und gelehrte Bildung mitbrachte. Von Bastaruolo unter-
richtet, hielt er sich bald für einen Maler und stellte seine
Bilder auf Leinwand öffentlich aus. Da er aber in dem Tech-
nischen noch nicht gründlich fest, in Köpfen eintönig, in Fal-
ten hart, in Figuren unfertig war, so genügte er einer Stadt
nicht, welche, auf jedem Schritte das Beste und Gute zu sehen
gewohnt, ihren Blick für Malerei so gebildet hatte, dass sie
schon Mittelmässiges nicht leiden konnte, geschweige denn
Schlechtes. Mona legte sich also eifriger auf die Kunst und
mied wenigstens die vorstechendsten Fehler. Von nun an ward
er auch gern von seinen Mitbürgern beschäftigt; indess waren
darum seine Arbeiten nicht immer gleich beliebt. Er hat einige
recht gute geliefert, wie die beiden Geburten zu S. Maria in
Vado, die eine U. H., die andere U. L. F., worin ein dem
florcnzer jener Zeit nicht ganz uuähnlicher Geschmack der
Färbung, und stellcnweis auch ein venediger Beischmack ist,
Das beste unter allen seinen Bildern ist Christi Grablegung
in der Capitelsacristei des Doms. Viele andere rühren, oder
gränzcn an das Mittelmiissige; gefallen aber doch durch eine
Kühnheit und Ganzheit, die immer einen Meitunxfassenden Geist;
beurkundet. Selbst die Farbe, wenn er darauf Bedacht nahm,
kann der Menge gefallen, da. sie, wenn nicht sehr wahr, min-
destens. hinlänglich lebendig ist. Manche Arbeiten von ihm
sind von so schlechtem Geschmack, dass sein Zögling Ja-
copo Bambini sich statt seiner schämte und sie aus Erbar-
men aufmaltc. Baruffaldi bemerkt die seltsame Ungleich-
heit dieses Gcistes, und nachdem er die eben erwähnte Grab-
legung sehr lobend erwähnt hat, sagt er: "vergleicht man
diese mit seinen übrigen Arbeiten, so erstaunt man und kann
nicht begreifen, wie er so viel wusste und doch seine Ehre so
Wenig lieb hatte." Aber man begreift alles, wenn man bedenkt,
dass er von Natur zur Narrheit und Wahnwitz geneigt war,
in welchen er endlich verfiel und worin er einen Höfling des
Card. Aldobrandino umbrachte; wegen welches Morde er in