Erster
Zeitraum.
Die
Alten.
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Gesichter, deren Thränen oft zum Lachen reizen, wie in den
nach griechischer Weise gezwungenen und gewaltsamen Gebär-
den. Darum nenne man auch hier Giotto nicht, in dessen
Schule, aus Furcht vor Ueberschwank, eine gewisse Feierlich-
keit und Gesetztheit, manchmal gar Kälte herrscht, welche
der Verf. des Wegweiser-s in Bologna Standbildmanier nennt,
und die ein unterscheidendes Merkmal dieser Schule vor andern
derselben Zeit ist. '
Spüter blühten Galasso, den man unter den ferrari-
sehen Malern suchen muss, und die drei angeblichen Schüler
Vitalc's, nämlich Cristoforo, Simone und Jacopo, die
in Mezzaratta schon in reifern Jahren Bilder malten, die 1404
lleendigt wurden. Cristoforo war, ich weiss nicht ob aus
Ferrara, oder Modena, sagt Vasari; und während die beiden
Städte darüber streiten, haben die bologner Gesehichtschreiber
Baldi, Masini und Bumaldo den Streit beigelegt und ihn
ihrer Felsina zugesprochen. Mag mir aber auch seine Vater-
Sladt zweifelhaft: bleiben, die Schule, worin er blühte, ist es
nicht; dann er lebte und malte viel in Bologna Tafel- und
illauerbilder. Er musste damals viel Beifall iinrlen; denn ihm
wurde das noch unter seinem Namen vorhandene Altarbild auf-
getragen. Auch die Herren Malvezzi haben ein figurenreiches
Bild Heiliger in zehn Feldern. Die Zeichnung der Figuren ist
roh, die Färbung matt; aber der darin herrschende Geschmack
ist nicht ilorenzisch; und dies ist doch der Hauptpuuct in der
Frage.
Simone, der in Bologna gewöhnlich da' Crocifissi
heisst, war in diesen heiligen Bildern vorzüglich; und in S.
Stefano, wie in andern Kirchen, gibt es manche sehr grosse,
wo das Nackte nicht übel, die Gesichter sehr kläglich, die
Arme sehr steif, und eine bunte Farbendecke sind, im Colorit,
wie in dem einen über den andern gesetzten Fusse denen des
Giotto ähnlich, im Uebrigen den ältesten. Auch einige Ma-
llonnen habe ich von ihm gesehen, bald sitzend, bald halbe
Figuren, mit Gewändern und Händen nach griechischer Weise,
in Gesichtern aber und Gebärden sehr fleissig und für jene
Zeit vorzüglich. Eine derselben ist in S Miehele in Bosco.
Jacopo Avanzi ist unter den Bolognern des vierzehn-
ten Jahrhunderts der Beste. Er malte grösstentlzeils die Ge-