Zeitraum.
Von
Alfons
bis
Alfons
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eines Künstlers, man weiss nicht, aus welcher Schule, der aber,
nach BononPs Urtheil, „ alles klar und schlicht malte, wie
die Verkündigung in S. Maria in Vado;" wov eine Halbiigiur
Pauli ist, aus welcher man schliessen Ikann, dass Camillo nach
dem michelangelischen Style strebte. Vom Vater also
scheint in Bastiano die glühende Begier nach diesem Style
übergegangen zu seyn, so dass er heimlich aus dem "väterlichen
Hause entwich und sich nach Rom begab, wo er einer der
unermiidlichsten Copisten und liebsten Schiller Buonarrotifs
Ward. Wie viel er gewonnen, sieht man in Ferrara an dem
auf dem Chor der Mutterkirche in drei Jahren gemalten Welt-
gericht; eine der michclangelischen so nahe kommende
Arbeit, dass die ganze ilorenzer Schule ihr keine andre gegen-
überstellen kann! Es ist darin eine grosse Zeichnung, Wechsel
der Bilder, gute Gruppenverthcilung, gehörige Ruhe für das
Auge. Unglaublich scheint, dass Filippi in einem schon
von Buonarroti behandelten Gegenstande so neu und gross-
artig erscheinen konnte. Man sieht, dass er, wie wahre Nach-
ahmer pflegen, nicht die Figuren seines Musters abmnlte, son-
dern in dessen Geist und Sinne. Auch er misbrauehte diesen
Anlass, wie Dante und Michelangelo, seinen Wohlwollen-
den etwas Angenehmes zu erweisen, indem er sie unter die
Auserwählten stellte, an denen aber, die ihn beleidigt hatten,
sich zu rächen und sie unter den Verdammten abzubilden.
Unter diese unglückliche Schaar malte er auch ein Mädchen,
Welches ihm die Treue gebrochen und die Verbindung mit
ihm ausgeschlagen ; in der Höhe aber unter den Seligen
ein anderes, das er statt jener zur Frau genommen-hatte,
und zwar in der Gcbärde des Hinblicks nach der Nebenhuhle-
rin und des llohns. Baruffaldi und andere Ferrarer ziehen
dies Bild dem in der Sistina in Schicklichkeit und Colorit vor;
'WOl'lli)8l' sich jetzt, da. es aufgemalt ist, nicht füglich urthei-
len lässt. Dazukommt das Zeugnis BarottPs, der S. 40
der beschriebenen ferrarer Bilder 10) klagt, "jene Figuren,
die lebendiges Fleisch vorher waren, sehen jetzt wie Holz ausfß
Üoch es fehlt nicht an andern Proben von Filippfs Colorit
10) C es are Barotti pilture e scollure ehe si travlzna m? Irmghi
püblici della: cülä da" Ferrara. Ferr. 1770. 8. Q.