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Oßeritalien.
Viertes Buch.
Diä ferrarer Schule.
er meisterhafte Anmuth, Tinten und Helldunkel. Indess behält
er noch mehr, als diese, vom alten Style bei und seine Erfin-
dungen und Üfrachten haben etwas Neues. [n gut ausgeführten
Bildern steigert sich dies" durch lllannich-faltigkeit und Keckheit
der Farben, die doch der Einheit und Uebereinstimmung nicht
Eintrag thut.
Dosso überlebte Gio. Batista mehrere Jahre, und ar-
beitete und bildete Schüler, bis Krankheit und langes Alter
ihn aufzuhören nöthigten. Die Erzeugnisse dieser Schule cr-
kennt man in Ferrara an dem ähnlichen Style; und bei ihrer
Menge wird man oft zweifelhaft, 0b nicht die Dossi die Ar-
beit leiteten und ihre Gehülfen und Schüler sie ausführten.
Man kennt wenige darunter, unter diesen einen Evangelista
Dossi, der ausser dem Namen seiner Vorgänger nichts Be-
deutendes hat; ein gemeiner Pinsel, den Scannelli der
Nachwelt aufzubewahren nicht der Mühe werth hielt. J acopo
Pannieciati von edlem Geschlecht wird als trefllieher Nach-
ahmer Dossiis erwähnt, malte aber wenig, weil er um 1540
sehr jung starb. Niccolo Roselli, der in Ferrara soviel
gearbeitet hat, ist der Aehnlichkeit mit Dosso wegen 1nuth-
masslich auch zu dieser Schule gerechnet worden, namentlich
wegen des Christus mit zwei Engeln auf einem Altar der Bat-
tu.ti Bianchi. Aber in den zwölf Bildern in der Karthause
ahmte er auch Benevenuto, Bagnacavallo und mehrere
andere nach. Also mag seine Schule unentschieden bleiben,
um so mehr, da seine allzu gesuchte, weiche und kleinliche
Behandlung von einer röthlichen Färbung, die an Pastell grünzt,
ungewiss lässt, ob er in Ferrara gelernt. Denselben Geschmack
hatte auch Leonardo Brescia, mehr Kaufmann, als Maler;
daher Einige ihn für seinen Schüler gehalten haben.
Bekannter, als diese, ist G a l i g a r i n o, welches so-
viel heist, als Sehnsterlein, welchen Beinamen er von sei-
nem ersten "Gewerbe bekam. Er hiess G a b r i e l Ca ppel-
l_in i, und als ihn einer der D ossi lobte, weil er ihm
Schuhe wie gemalt gemacht habe, fasste er sich ein Herz
und iing an den Pinsel zu handhaben. Der alte Wegweiser in
Ferrara lobt seine freie Zeichnung und gediegene Farbe. Das
Beste ist heutzutage in seiner Vaterstadt U. L. F. zwischen
den beiden Johannes nebst andern Seligen in S. Giovannino;