198
Öberitalien.
Viertes Buch.
Die ferrarer Schule.
dicht heissen, dessen Held Borso war. In jedem Bilde war
ein Monat dargestellt, welcher auch gelehrt mit Himmelszei-
chen und jedem angemessenen heidnischen Gottheiten angedeutet
war; ein Gedanke, den er wahrscheinlich aus dem Saale zu
Padua entnahm! In jedem Monat nun trat der Fürst in dem,
was er zu jeder Jahrzeitßzu verrichten pflegte, wieder auf;
Gericht, Jagd, Festzüge, alles ist mannichfaltig und dichterisch
ausgeführt s).
Ein bedeutender Künstler war auch S t efnn o da Fer rara,
Schüler Squarcionüs, den Vasari in Mantegnzfs Le-
ben erwähnt, als der wenig gemalt habe, unter andern die
Wunder des heil. Antonio um den Gotteskasten daselbst. Wie-
Wol Giorgio seine Arbeiten nur als verstündig lobt, muss
man doch sagen, er erhob sich nicht wenig über das Mittel-
mässige, wenigstens in den kleinen Figuren; denn Michele
Savonarola (de laud. Patavii, l. l.) sagt von den kurz
zuvor erwähnten, es scheine, als ob sie lebten; und der so
hehre und berühmte Ort, wo er sie malte, lässt auf seinen
Ruf schliessen. Nachdem diese Arbeit verloren gegangen, ist
in demselben Tempel eine halbe Figur U. L. F. übrig, welche
Vasari für eine Arbeit Stefano's hält, und in Ferrara in
der Kirche della llludonnina ein Altarbild, der heil. Roehus,
in guter Manier. Baruffaldi glaubt, er habe bis 1500 gee-
lebt, wo er den Tod eines Malers Stefano Falsagalloni
angeführt fand; eine wahrscheinliche Zeitangabe, da von ei-
nem Zeitgenossen M a n "t e g n a's die Rede ist. Man führt
dagegen ein Altarbild in S. Maria in Vado an von 1531, wel-
ches von einem andern Stefano seyn könnte.
Wie es sich nun aber auch mit dieser Zeitangabe verhalten
möge, gewiss ist, dass gegen Anfang des sechzehnten Jahrhun-
derts Ferrara" nicht arm an berühmten Malern war 9); denn
Vasari, wie bei der bologner Schule bemerkt wurde, bezeugt,
dass Gio. Bentivoglio seinen Palast von „mehrern ferra-
rcr Meistern" malen liess, die modcllisßhcn und bologner ab-
gerechnet. Unter diese gehörte Franeia, welchem um 1490
8) Auch über Cosmo del Tura. Lebenszeit herrscht Ungewis-
heit, wie au Vamri T. VI. p. 219 erhellt. Q.
9) Ferrara war von früh an reich an ausgezeichneten Künstlern.
S. Vasari T. III. p. 352. Q.