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Oberitalien.
Drittes Buch.
Die bologner Schule.
gar nicht. Er meint, Giotto habe im zehnten Jahre, also
um 1286, in Cimabuzfs Schule zu zeichnen angefangen, wo
dieser 46 Jahr alt war; aber Oderigi konnte nicht jünger
seyn, da er um 1299, ein Jahr früher, als Cimabue starb,
ihm gleich an Ruf in xseiner Kunst, gleich an Würde dem
"Schüler, der bereits den Meister übertraf. Wie schwer wird
es nun sich zu überzeugen, dass ein von Dante als stolz und
eitel geschilderter Geist in der Schule eines Gleichaltrigen
neben einer Knabenbank zu arbeiten sich weggeworfen, darauf
nur noch dreizehn Jahre gelebt und den Ruhm des ersten Mi-
niaturmalers seiner Zeilr erworben, auch einen noch bessern
Schüler, als er selbst, gezogen hätte? Nicht minder unglaub-
lich ist, dass "Oderigi, als er Giolto's Muster in Miniatur-
malerei gesehen, in kurzem tüchtig geworden." Giotto war
1298, als er 22 Jahre zählte, zu Rom in Diensten des Pap-
stes; wo er, sagt Baldinueci, auch ein Buch für den Car-
dinal Stefaneschi ausmalte; wovon Vasari nichts sagt, und
wofür der Geschichtschreiber keinen urkundlichen Beweis führt.
Doch, wenn wir auch dies alles glauben, in welche Zeit setzen
wir denn Oderigi, damit cr sich nach Giottxfs Mustern
tüchtig bilden konnte? ihn, der schon einige Zeit vorher ge.
sterben, von Dante 1300, nach BaldinuecVs Berechnung,
im Fegfeuer gefunden wurde?
Darum also gebe ich diesen Miniaturmalci" der bologner
Schule, wahrscheinlich als Zögling, sicherlich als Meister wie-
der; und auf Vellutellws WVort, als Meister des Miniatur.
malers und Malers Franco. Franco ist der erste Bologner,
der Viele unterrichtete, und gleichsam der Giotto dieser
Schule. Doch steht er dem Giotto der Florenzer nicht we-
nig nach, soviel die wenigen Ueherbleibsel von ihm im real--
vezzischen Museum beweisen. Das sicherste Stück von ihm
ist eine Madonna sitzend auf einem Throne, mit: dem ange-
gebenen Jahr 1313; eine Arbeit, die man mit Cimabueis,
oder Guidots von Siena Werken vergleichen kann. .Auch
zwei sehr anmuthige Bildchen und ähnliche Miniaturen werden
ihm zugeschrieben.
France's beste Schüler sind, nach Malvasiaßs Angabe,
ein Vitale, Lorenzo, Simpne, Jacopo, Cristoforo,
deren Wandgemälde noch in der Kirche U. L. F. von Mczza-