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Oberitaliexl.
Drittes Bhch.
Die bologner Schule.
corationen und dergleichen zu öffentlichen Festen vortrefllieh,
sondern auch Fernsichtcn für Paläste und Kirchen, besonders im
parmaischen Gebiete. Frau cesco, ein minder tiefer, aber doch
auch rascher und weitausgreifendcr Denker, wie F erdinando,
trieb und verbreitete dieselbe Kunst in mehrern Städten, ward
nach Genua, Neapel, Mantua, Verona und Rom berufen, wo er
drei Jahre lebte, diente den Kaisern Leopold und Joseph, und nur
bei ihm stand es, nach England und am Ende nach Spanien
zu gehen, wo ihn Philipp V. zu seinem ersten Baumeister er-
nannt hatte, wenn er gewollt hätte. ln Sammlungen sieht man
die Fernungen beider Brüder; und Francesco, der bei Pa-
sinelli und Cignani Figuren malen lernte, fügte zuweilen
auch dergleichen bei, wie ich, in mehreren Sammlungen zu
Bologna gesehen habe.
Ferdinando hatte eine zahlreiche Nachkommenschaft,
und ich muss hier Alessandro, Antonio und Giuseppe
erwähnen, nicht weil sie ihren Vorültern gleich, sondern sehr
kunstfertig in ihrer Manier in Oel, wie in Wandmalerei wa-
ren und um die Wette von den europäischen Höfen gesucht
und beschäftigt wurden. Der Erste diente dem Churfiirsten der
Pfalz und starb in diesem Amte. Der Zweite arbeitete viel in
Wien und Ungarn, hatte aber, als er später nach Italien zu.
riickkehrte, nie einen bestimmten Wohnort, weil er hiehin
und dorthin in die Hauptstiidte Toscanas und noch mehr der
Lombardei beschieden ward, bis er in Mailand starb. Er malte
mehr leicht, als richtig. Giuseppe, der, als sein Vater
Krankheit wegen Wien verliess, im ein und zwanzigsten Jahre
statt seiner als Baumeister und Maler bei Feierlichkeiten ange-
stellt wurde, begab sich von da nach Dresden in demselben
Charakter, und viele Jahre später nach Berlin. Er war stets
Fürsten, die ihn besoldeten, und andern Grossen im Staate
willkommen, die ihn gleichsam einander zu ihren Festen und
Theatern abborgten. Ein ähnliches Leben führte sein Sohn
Carlo, der erst beim Markgrafen V00 Büirßütll angestellt,
dann Nachfolger seines Vater beim König von Preussen war;
nur im Auslande machte er sich bekannter, als sein Vater.
Denn als Deutschland von Kriegen beunruhigt wurde, nahm er
daher Gelegenheit, Frankreich, Flandern und Holland zu be-
reisen, nach Italien zurückzugeben und Rom zu besuchen, end-