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Oberitalien.
Drittes Buch.
Die bologner Schule.
Rathe zu ziehen, der in der Capelle der Beigesetzten in S,
Lorenzo errichtet werden sollte.
Noch einen ehrenvollern Platz in dieser Kunst behauptete
lllareantonio Chiarini, ein wackerer Bautenmaler und
Schriftsteller über diese Kunst. Er ward oft von italienischen
und deutschen Fürsten und Herren berufen und malte mit Lan-
zani im Palaste des Prinzen Engen von Savoyen. Viele für
bologner Herren von ihm gemalte Ansichten sind noch vorhan-
den und werden für Muster eines gediegenen, wahren Ge-
schmacks ausgegeben, der die alte Zeichnung und Farbe nach-
ahmt, ohne jene Marmore aufzunehmen, die Edelsteine schei-
nen und blass Unverständigen gefallen. Aus C hiarini's Ma-
nier schöpfte die seinige Pietro Paltronieri, der allgemein
unter dem Namen des Mirandolese dalle prospettive
bckannlfist. Er ist der Viv iano dieser letzten Zeit gewesen;
und nicht nur in Bologna, wo er lebte, sondern in Rom auch,
wo er sich sehr lange aufhielt, und in vielen andern Städten
sieht man seine Bautenmalereien in alterthümlicher Art. Es sind
Bogen, Springbrunnen, Wasserleitungen, Tempel, Trümmer
von Gebäuden mit einer röthliehen Farbe, die ihn vor vielen
auszeichnet. Er malt Lüfte und Wässer und Felder, die wahr-
haft scheinen; auch Figuren fehlen nicht, wo sie passen, welche
in Bologna Graziani und andere ausgezeichnete junge Leute
jener Zeit malten, Man darf ihn nicht mit Perracini ver-
wechseln, der in Bologna auch der Mirandolese hiess, in
denselben Jahren lebte, aber nur für einen mittelmässigen Fi-
gurenmaler galt.
CignanVs Schule verstärkte die Fernenmaler. Zuerst
zog sie Tommaso Aldrovandini, Mauro's Enkel; Beide
malten zu Cignanfs Figuren im Stadtbause von Forli die
Fernen. Mit Cignani selbst arbeiteten Tommaso in B0-
logna und Parma. Da er unter den Augen dieses grossen
Künstlers arbeitete und sieh nach seinem Style richten musste,
so gelang ihm dies so, dass allesibloss Carl0's Werk scheint,
besonders im Helldunkel. Auch seine Verzierung ist derge-
stalt ausgearbeitet, dass man die Gränze des Hellen und Dun-
keln nicht genau ausmitteln kann und kein Pinselstrich wahr-
zunehmen ist, sondern nur eine Wirkung wie von wahren Ge-
genständen. Er malte die Fernungen in dem grossen Saale