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Oberitalien.
Buch.
Drittes
bologner
Die
Schule.
lernen. lHoffentlich wird man mir es nicht verargen, wenn
ich in einer so grossen Schule diejenigen übergebe, die nur
untergeordnet blieben; indem, wie Zanotti selbst gesteht,
unter den Akademikern, welche darin für Lehrer des ersten
Ranges galten, mehrere mittelmässige waren.
Aus Cignaniis Schule, zu welcher ich nun iibergehe,
ging fast Keiner hervor, der sich ganz, wenigstens auf die
Dauer, nach seinem Style gebildet hätte. Ein Meister, dessen
Grundsatz war, jedes Bild umzuarbeiten, als ob von diesem
allein seine ganze Ehre abhinge; ein Meister, welcher die min-
der vollkommen gelungenen Arbeiten lieber ganz ausstrich und
nochmals malte, als naehhesserte, konnte wol viel Schüler,
aber nicht viel Nacheiferer haben. Zwei Verwamlte folgten
ihm: Gr. Felice, sein Sohn, der ihm viele Jahre, besonders
bei der Kuppel zu Forli half, und sein Enkel, Gr. Paolo,
dem der Grossvater wol die Kunst lehrte; worin der Vater ihn
wenigstens in Forli übte und Mancini in Rom förderte.-
Beide hatten sehr gute, verständige Anlagen; da sie aber reich
genug waren, so trieben sie die Kunst nur als anständiges
Vergnügen. Felice wird_ nur ein paar mal im Wegweiser
durch Aßolognzz, genannt, und sein heil. Antonius alla Caritä
sehr gelobt. In Forli ist das Altarbild, der heil. Philipp, von
ihm, welches Andere für; ein späteres Werk des Gr. Carlo aus-
gegeben; so wenig ist es in dem Style dieses grossen Mannes!
In Sammlungen ist er nicht selten, aber immer, wie ein Knabe,
der des Vaters Nähe fürchtet. Vom Grafen Paolo erinnere
ich mich nur eines Bildes in Savignano. Es stellt den heil.
Franciscus dar, wie er, dem heil. Joseph von Cepertino er-
scheinend, einen Dämon verschencht. Der von einer Kerze er-
leuchtete Ort ist von schöner Wirkung, und die Figuren erin-
nern durch Fleiss und Vollendung an den vorälterlichen Ge-
schmack. ,
Nach Carlo's Angehörigen will ich vor allen Emilia
Taruffi, seinen Mitschüler bei Albani, erwähnen, der ihm
ausserdem auch noch erst in Bologna an dem Stadthanssaale,
dann in Rom, wo er drei Jahre blieb, bald in S. Andrea dellß
Valle, und bald in Privathäusern half. Cignani hatte da-
mals Keinen, der sich seinem Styl lnehr zugebildet hatte, und
'l'aruffi konnte ihn Wenigstens in geschichtlichen Bildern