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Oberitaliem
Drittes Buclh.
Die bologner Schule.
die Herren Biancani "Tazzi, welche Algarotti ausserorilent-
lieh liebgcwann und als Muster von Vollendung pries. Einen
Amor unter mehrern Nymphen sah ich bei einem Herrn Velpi,
ein gleich anmuthiges Bildchen, dlrzeugnis einer dichterischen
Phantasie, die bis in die spätesten Jahre Verse erzeugte, und
zwar nicht solohef, wie Lomazzo, oder Boschini 5).
Von diesem Zanotti, einem trefflichen Lehrer, lernte
die Zeichnung Ercole Lelli. Sein aus-serordentlicher Geist,
die anatomischen Wachspräparate, die er mit llalenzolini für
die Anstalt machte, und sein grosscr Einfluss auf den Unter-
richt der Jünglinge in den drei Künsten, erwarlien ihm in
Italien einen grossen Ruhm, der noch dauert. Darum muggig
er hier erwähnt werden, wobei. jedoch zu bemerken, dasser
besser über lllalerei sprach, als malte. Diese Kunst ist wie
die Sprachwissenschaft; sie federt eine lehexidige und stete Ue-
bang, wie Lelli sie nichtihaben-konntc. Der Wegweiser
in Bologna führt ein Gemiildewziori ihm an, und sagt ganz
richtig, da es einer Entschuldigung bedurfte, es" gehöre unter
seineersten. Der Wegweiser durch Piacenzu führt ein an-
deres an (den heil. Fidelis bei den Kapuzinern). und setzt auf-
richtig dazu, sein grösster Ruhm sei Malerei nicht gewesen.
Gio. Viani war in Torre's Schule PasinellVs
Mitschüler; das eiuihm auch geholfen, ist nur Muthmassimg.
Dies war ein gelehrter Maler, der keinem Gleichzeitigen der
Schule naehstand; auch nahmer in dieser Fertigkeit durch
seine [lebungen nach (lem Nackten und in der Anatomie bis
in die spätesten Jahre zu. Mit dieser Kenntnis verband er ei-
nen Rciz der Formen, ein saftiges Cnlorit, eine Lieblichkeit
der Bewegungen, eine leichte Gewandung, indem er sich sehr
nach der Natur übte und bald nach '1',0rre"s, bald nach
Guido's Muster sie veranmuthigte. 'Das hiichst zarte Altar-
bild des heil. Johannes im Siechhause der Buonfratelli ist sein
Werk. In dem Siiulengange der Serviten stellteer in einer
Lunette S. Philipp Benizj von zwei Engeln gen Himmel ge-
tragen dar; eine Figur, die in Gesicht und Flug die Seligkeit
verkiimlet, und, wiewol in der Nähe eines andern Bildes von
Lelt. pitt. T0.
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