156
Oberitalien.
Drittes Buch.
Die bologner Schule.
kecke und rohe Färbung, indem er den Grundsatz hatte, die
Tinten anzuwenden, wie sie. in der Natur sind, und der Zeit
ihre Dämpfung und Schmelzung zu überlassen; ein Grundsatz,
welchen Einige dem Paol Veronese zugeschrieben haben!
Hat es je einen Maler gegeben, der nicht von der Leinwand
loskommen konnte, so war es Creti. Er malte den heil.
Vincentius, der Lodovicws Raimondo gegenüber kommen
sollte. Er hatte ihn mit aller Kunst vollendet, war aber doch
nicht damit zufrieden und der Besteller musste ihm denselben
aus der Werkstatt wegnehmen, um ihn in die grosse Kirche
der Padri Predicatori zu bringen. Dies ist wol sein bestes
Gemälde. Verdienstlieh ist auch das Gastmal Alexanders für
die Familie Fava; ja, es wird von Manchen für sein Meister-
werk gehalten. Creti hatte an Ercole Graziani einen
Schüler, der mit seinem Styi einen bessern Vortrag, grossar-
tigcrn Charakter, grössere Freiheit des Qinscls und andre Ga-
ben verband, die ihn übcr seinen Meister erheben. Er näherte
sich Franceschini und den übrigen, welche in CignanPs
Schule einander folgten. Einer seiner Nebenbuhler tadelte
seine zu grosse Weichheit und kleinliches Suchen nach neuen
kleinen Zieraten. Andere vermissten an ihm ein Gleichge-
wicht der Farben, andere grössere Lebhaftigkeit; dennoch müs-
sen Alle ihm Geist und Fleiss zugestehen, so dass er es mit
dem Besten seiner Zeit aufnimmt und unter Vielen der Erste
hätte seyn können , hätte er nur einen gründlichen Meister
gehabt. ln S. Petrus malte er den Apostel, der den heiligen
Apollinar einsetzt; ein reiches und würdevolles Bild, das ihm
der Card. Erzbischof Lambertini auftrug, und nachdem er
Papst geworden, für die Apollinarkirche in Rom wiederholen
liess. Auch sein heil. Peregrinus in Sinigaglia, die Apostel-
fürsten, welche mit dem süssesten Ausdruck scheiden, dem
blartyrthuixi entgegenzugeheil, in S. Pißtw Zll Pilwenza und
andre Bilder aus seiner bessern Zeit Sind Sehr verdienstlich.
Mit Creti und Graziani verbindet man auch den Grafen
Pietro Fnva, in dessen Hause Beide lange ernährt wurden,
als Studiengenossen und Förderer dieses trefilichen Edelmdnns.
Man zählt ihn unter die Schüler Pasinellfs und die elemen-
tixiischen Akademiker, und spricht von seinen Ucbungen nach
der Caracci Werken, deren Styl er sehr liebte, wie irgend