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Oberilalien;
Drittes ßllph,
Die boldgner Schule.
Cannti Schule, als dieser Bologna verliess, mehrere wackere
Schüler zu erben; Einer davon war Gio. Antonio Bur-
rini, der, ohne je die Manier seines ersten Meisters zu ver-
gessen, doch auch die paolisehc liebgewann, die dem Pasi-
nelli so sehr gefiel. Er schien dazu von Natur durch die
Fruchtbarkeit seines Geistes und den wundcrgleichen Arbeits-
eifer geneigt. In Venedig übte er sich sehr nach diesem Mei-
ster, und ahxnte ihn in den sogenannten Arbeiten seines er-
sten Styls nach. Unter diesen zeichnet sich eine für die Fa-
milie Ratta gemalte Erscheinung aus, welche wenig Stücken
dieser Sammlung naehsteht. Nachher fertigte er ein Martyr-
thum der heil, Victoria, für den Dom von Miranrlola, unter
Mitbewerbung des Gio. Gioseffo dal Sole, welcher, da er
sich so weit übertroffen sah, sehr bestürzt war. Pasinelli
aber, ihr gemeinschaftlicher llleister, sprach ihm Muth ein
und wahrsagte ihm, er werde ein besserer Künstler, als Bur-
rini, werden, der, von der Leichtigkeit seines Talentes selbst
verrathen, zuletzt ein Handwerksmaler werden würde. Die
Wahrsagung traf pünctlich ein. Bnrrini malte noch über
lunfzehxi Jahre ziemlich licissig fort und zeigte sich bei dem
Fürsten Carignano in Turin, in Novellara und besonders in
Bologna, als wackercr Wandmaler, den Einige den Pietro von.
Cortona, oder den Giordano seiner Schule nannten.
Fürwvahr verdienen auch seine geschichtlichen Wandgemälde,
im Hause Alhergati, Alamandiui, Bignmi und die übrigen aus
seiner ersten Zeit gesehen zu werden. Als er aber nach-
her Kinder bekam, übcrliess er sich allmülich, um Geld zu
verdienen, seiner Leichtigkeit und nahm einen zweiten Styl
an, der wegen menschlicher Tkügheit mehr Anhänger fand, als
der erste.
Gio. Gioseffo dal Sole dagegen trachtete täglich
vollkommener zu werden und erhob sich zu einer der ersten
Stellen unter den Malern seiner Zeit, hatte immer Aufträge
von italischen und auswärtigen Grossen, und wurde auch an
zwei Höfe, den polnischen und englischen, eingeladen. Einige
Zeit hatte er einen mehr dem pasinellischen gleichförmiger;
Styl, kehrte auch, um ihn an der Quelle zu erforschen, meh-
reremale nach Venedig zurück. Jene vielfache Schönheit des
Meisters in leichten zierlichen Stoffen erreichte er nicht, irie-