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Oberitalien.
Drittes Buch.
Die bologner Sbliule.
sichtig, seine Bauwerke verzierte. Hierin dienten ihm die ge-
schicktesten Jünglinge, die in dieser Kunst gefördert seyn und
berühmt werden wollten, um die Wette. Im Saale der Grafen
Malrasia in Trebbio halfen ihm Brizio, Francesco und
Antonio Caracei, und Valesio; in der grossen Capelle
des heil. Dominieus Massari; dieser auch in der Bücherei der
Väter des heil. Martin, wo er den berühmten Lehrstreit Cy-
rillis malte. 1m Palaste Tanara bediente er sich Guercinws,
der dort seinen grossen Herkules darstellte. So halfen ihm an-
derwärts Campana, Galanino, Spada, und selbst Guido
unterstützte ihn mit manchem Carton. Aber sein bester Ge-
fährte war Angiol Michele Colonna, der in früher Ju-
gend aus Como kam und, nachdem er einige Zeit unter Fer-
rantini sich geübt hatte, endlich sich an Dentonesehloss
und in Europa berühmt ward. Dieser stand, wie Crespi
erzählt, im Rufe des besten Wandmalers, den Bologna je ge-
habt, stellte Mensehen- und Thiergestalten so lebhaft dar, war
in Prospectnialerei und jeglicher Art von Verzierungen so
vorzüglich, dass er allein jede grosse Arbeit fertigen konnte.
In Florenz malte er allein ein Zimmer am Hofe, und in S.
Alessandro zu Parma eine Capelle. ln der Tribune dieser
Kirche war die Perspective von ihm, die Figuren von Tia-
rini; und an mehrern andern Orten waren die Fernung von
Dentone, die Figuren von Colonna. Er hatte die beson-
dcre Gabe, sich, mit wem er auch arbeiten mochte, dem Styl
und Geiste seines Mitmalers so anzubequemen, dass die ganze
Arbeit aus Einem Geiste hervorgegangen, von Einer Hand zu
seyn schien. Auch brauchte er gar nicht die Zeit abzuwarten;
während sein Mitmaler die eigene Arbeit ausführte, förderte er
die seine mit wunderbarer Schnelligkeit und Uebereinstimmung.
Darum warb jeder um ihn, vor allen aber Dentone, der ihn
seit der Rückkehr von Rom bis an seinen Tod bei sich hatte.
Während nun diese zwei Tüchtigen diese Kunst förderten,
wuchs in ihrer Werkstatt Agostino Mitelli heran, ein
Jüngling fruchtbaren Geistes, der sich wohl auf Figuren ver-
stand, die er, nach Passeri, von den Caracci gelernt ba-
ben soll, gründlich in Perspective und Baumalerei, welche ihm
Falcetta lehrte. Als die beiden Freunde zu Ravenna den
erzbiscböflichen Palast, und in Parma und Modena am Hofe