Die Caracci, ihre Zögi. u. Nachf. bis auf Cignani.
Baukunst daselbst sah. Er dachte viel über das Relief, die
Seele dieser Kunst, nach. Seine Blendgesimse, Süulengänge,
Siiulenhallexl, Geländerdocken, Bögen, Sparrenköpfe von un-
ten nach oben angesehen, hat man oft gemeint, würden durch
Gyps, oder einen andern erhabenen Körper unterstützt, und
dennoch ist alles nur Wirkung eines Helldunkels, da er mit
beispielloser Leichtigkeit, Wahrheit und Anmuth behandelte.
In den Farben hielt er sich an die Naturfarben der Steine und
Marmore; die nachher der Wahrscheinlichkeit zum Trolz ein-
geführten Tinten von Edel- und harten Steinen vcrschmähte
er. SeineErfinduug war es, Gold in Mauergemälden anzuwen-
den. Er brauchte dazu mit gekochtem Oele verdünntes Ter-
pentin und gelbes Wachs, die er siedend mit einem feinen
Pinsel auftrug, wo Lichter vorkommen und Goldblättchen ge-
braucht werden. Ucbrigens machte er nur sparsamen Gebrauch
von dieser Erfindung und überliess es seinen Anhängern, sie
zu mishrauehen. Da er auf Dauerbarkeit bedacht war, so
pflegte er flüchtig zu entwerfen, überging dies nochmals und
trug so alles gediegen auf; an freistehenden Stellen verliess
er sich nicht auf den Kalk, sondern nahm immer feingestos-
senen weislsen lllarmor dazu, wie an der Antlitzseite des Pa-
lastes Grimaldi. So verlieh er Palästen und Kirchen neuen
Glanz, und als er hierauf zu den Schaubühnen überging,
brachte er auch da etwas Neues auf.._Er malte die nähern
Coulissen mit ungemein kräftigen Schatten, die sich allmäliclz
sanft in die letzten verliefen und verdämmerten. Dieser Ge-
gensatz von Stärke und Schwäche täuschte in wenig Raum
mit einer ungeheuern Strecke und verstärkte die Täuschung
des Plastischen in den Scheingebüuden so, dass Viele in der
ersten Zeit auf das Gerüst stiegen, um das Wahre in der
Nähe zu besehen. Dieser ungemeinen Kunst wegen ward er
lllehrmal ersucht, ausserhalb Bologna zu arbeiten; in Ravenna
V01! dem Cardinallegat, in Parma und Modena von den
Fürsten, in Rom vom Fürsten Lodovisi, für welchen er einen
Saal malte, der den von Gio. Alberti gemalten und bis da-
hin für-wundernswerth gehaltenen clementinischen überbot.
Dentone pflegte einen Figurenmaler mit sich zu neh-
man, der ihm Standbilder, Helldunkel, Knäblein, zuweilen
auch Thiere und Blumen malte, womit er, nicht immer um-