Die
bologner
Schule.
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Naturgabe und Neigung das Beste aus dieser "und jener wählen.
So ward diese Schule, welche zuletzt blühte, die erste im Un-
terrichten, und lehrte alle, nachdem sie von allen gelernt
hatte; sie, die bis dahin sich durch keine eigenthünrliche Form,
oder Charakter ausgezeichnet hatte, erzeugte nachher fast so-
viel neue Darstellungsweisen, als es Caracci und Schüler der-
selben gab. Sinn und Feder eilen dieser glücklichen Zeit auf
den kürzesten YVegen entgegen, versehmähen und meiden alle,
was ihre Reise unterbrechen oder verlängern kann. Mag im-
merhin Malvasia gegen Vasari losziehen, auf seine Kupfer
zürnen, wo Bagnacavallo eher einem Ziegenbocke, als einem ehr-
lichen Manne ähnlich sieht, mag er seine Werke tadeln, wo
manche Künstler von Bologna übergangen, manche kärglich
gelobt, manche getadelt werden, von einem Meister Amico
und Meister Biagio sogar übel gesprochen wird , ich werde
mich nicht sehr damit befassen, derlei Rügen zu mindern, oder
zu mehren; habe ich doch an mehrern Stellen über diesen Schrift-
steller hinlänglich gesprochen. Darum jedoch werde ich auch
nicht unterlassen, ihn, wo es nöthig ist, zu verbessern, oder
mit Hülfe Neuerer 3) zu ergänzen; noch auch anstehen, das
lilalvasia im Feuer des Streites entschlüpfte Unkritischc zu
tadeln. Der Leser wird dies sogleich in dem ersten Zeitraume
bemerken, wo ich, nach meiner Weise, zum Ursprünge dieser
Schule zurückgehe und ihre ersten Anfänge beschreibe. Mit
den Bolognern werde ich zugleich viele Künstler von Romagna
3) Keine italische Schule hat bessere Geschichtschreibei- gefunden,
als diese. Malvasia war ein helesener Gelehrter und man hat von
ihm ein Leben Cr e sp i's. Die zwei Bände seiner Felsina Piltrice wer-
den immer ein Schatz von schönen Kenntnissen bleiben, die er durch
der Caracci Schüler, welche ihm an dem Werke halfen, sich er-
warb, wiewol man es eines manchmal allzuglühenden Vaterlnndseifers
bezivhtiget. Crespi und Zanotti setzten es fort, und von ihren
Verdiensten wird bei dem letzten Zeitraume gesprochen werden Zu
diesen Merken kommen die Pillure, scolture e arcliilelnlrc d? B04
lugmf, deren letzte Ausgaben treffliche, auch handschriftliche Nachrich-
ten haben , und woran unter andern der mehrmals gelobte Bia nconi
und der fleissige Sammler von Malerkunden Murcello Otetti
mitarbeitctexi. Ich führe sie unter dem Namen: Wegweiser in Bologna
an, und ausserdem in Romagna den in Ravenna von Beltrnm i, den
riminischen von C osta, den pesarischen von Becci, weicher
auch einige Bemerkungen über die beten Gemälde in Pesaro und eine
Abhandlung über die Malerei enthält, die sehr schöne Erzeugnisse
Lazzarini": sind. L.
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