130
Oberitalien.
Drittes Buch.
Die bologner Schule.
nannte ihn, wie Orlandi sagt, 1614 zum Hofmaler. In
jenem Gebiet arbeitete er viel, nachher in Ferrara, besonders
in S. Filippo; so auch an mehrern Orten des Pclesine, wn
ich als sein bestes Stück das Martyrthum der heil. Cäeilia bei
den Herrn Redetti in Rovigo gelobt finde. Er endete später
in einem Kloster; was Malvasia nicht kund geworden zu
seyn scheint, damit er etwas besser von ihm gesprochen
hätte. (i! i)
Pietro Faeini fing schon erwachsen zu malen an, auf
Anrathen Annihale's, der aus einer wunderlichen Zeichnung
mit Kohle schloss, was für ein guter Maler aus ihm werden
würde, wenn er in seine Schule triite. Er hatte aber diese
Entdeckung spiiterhin zu bereuen, nicht nur weil Faein i's Fort-
schritte ihn eifersüchtig auf seinen Ruhm machten, sondern
weil er noch dazu ihn aus seiner Schule treten, Nebenbuhler
im Unterrichle der Jugend, ja, Nachsteller seines Lebens wer-
den sah. Zwei Vorzüge machten ihn kräftig; einmal eine
Lebhaftigkeit der Bewegungen und Köpfe, um deren willen
nhan ihn mit Tintoretto vergleicht; dann eine Wahrheit
des Fleisches, von welcher Annibale selbst sagt, es scheine,
als 0b er Menschenfleisch unter die Farben reibe. Ausserdem
hat er nichts Ergreifendcs, er ist schwach in der Zeichnung,
ungeschlacht in nackten Körpern Erwachsener, fehlerhaft im
Ansatz der Hände und Köpfe. Zeit, sich zu vervollkommnen
hatte er nicht, da er jung, und noch früher als die Caracci,
1602 starb. In S. Francesco ist ein Gemälde von ihm, die
Schutzheiligen von Bologna mit einer Engelschaar, die meistens
das Beste in einen Bildern sind. In der malvezzischen und
andern Sammlungen der Stadt werden seine Knabenreigen und
Scherze, nach Art Albanfs, nur in grössern Verhältnissen,
sehr geschätzt. Sein Schüler war Gio. Maria Täimburini
der spiiterhin sich Guido näherte und mehr nach seiner Ma-
nier bcquemte, wie wir bereits benrerkten.
Francesco Brizio, ein Hochbegabter, diente bis in
sein zwanstigstes Jahr als Gesell in einer Schuhmacherwerk-
statt. Dieser durch seinen Geist, der ihn zur Malerei trieb,
entrückt, lernte er im kurzen zeichnen bei Passerotti,
kupferstechen bei Agostino; spät fing er unter Lodovico
zu malen an und stieg in kurzer Zeit so in Ansehen, dass