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Oberitalien.
Drittes Buch.
Die bologner Schule.
heil. Hieronymus bei den Karmeliten daselbst sehen. Diese
Bilder gehören wol zu seinen letzten, wo er herrlich am Hofe
lebte und mit Musse arbeiten konnte. Mit Ranuccicfs Leben
endete sein Glück, und mit diesem Herrn scheint auch sein
Malertalent untergegangen zu seyn; nicht lange nachher starb
auch er. Von einigen seiner Schüler war bei den Schulen
der Lombardei die Rede. Hier ist Pietro Desani der Bo-
logner nachzutragen, der ihm nach Reggio folgte und sich dort
niederliess; ein Jüngling behenden Geistes und handfertig,
von welchem man in und um Reggio auf jeden Schritt Ar-
beiten trifft.
Lorenzo Garbieri war ein gelehrterer und geachte-
tcrcr Maler, als Lionello, traf aber im Style sehr mit ihm
zusammen. Seine herbe und zur Wildheit geneigte Gemüths-
art, seine an schwarzen und trübseligen Bildern fruchtbare
Einbildungskraft leiteten ihn zu einer minder offenen Malerei,
als der der Meister. l-liezu kam die Eifersucht auf Guido,
den er, wie Lionello, durch kraftvolle Malerei niederschla-
gen wollte; und wenn er nicht Caravaggio selbst auf-
suehte, suchte und copirte er wenigstens das Beste, was Bo-
logna von ihm hatte. Garbieri war einer der glücklichsten
Nachahmer Lodovicfs; minder ausgesucht in Köpfen, aber
grossartig in Formen, ausdrucksvoll in Gebärden, besonnen in
grossen Darstellungen; so dass seine Gemälde zu S. Antonio
in Mailand, wo die Schatten nicht so übertrieben sind, von
Santagostini in dem Wegweiser den Caracci zugeschrie-
ben werden. Mit dieser caraccischen Manier verband er nun
noch das Wilde des Caravaggio und bemühte sich klüglich
stets um traurige Stoffe, die seinem Geiste zusagten; daher
man denn wenig andres von ihm sieht, als Trauer, Morde,
Blut, Leichen. Bei den Barnabiten in Bologna malte er in
der Capelle des heil. Carlo das Hochaltarbild und die beiden
Seitenbilder, die schreckliche mailündische Pest, inmitten wel-
cher der Heilige Kranke besucht und Bussumgänge hält. Bei
den Philippinern in Fano stellte er neben Guido's Petrus den
Paulus dar, welcher den todten Jüngling weckt; ein so kräf-
tig hingeworferxes, ausdrucksvolles Werk, dass es Schrecken
und Mitleid erweckt. In S. Maurizio zu Mantua stellte er in
einer Capelle das Martyrthum der heil. Eelieitas und ihrer