Die Caracci,
ihre Zögl. u. Nachf. bis auf Cignuni.
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logna zurück, nachdem er in Florenz und dessen Gebiet einige
Bilder in seinem ersten leichten und passignanischen
Style gemalt hatte. ln diesem malte er eine heil. Barbara in
S. Petronio, welche den Bolognern misfiel. Um sie nun mehr
zu befriedigen, legte er sich von nun an auf Cßpirßll Lode-
Viccfs, den er rathfragte, nicht um seine Manier nachzu-
älfen, sondern die eigene zu vervollkommnen. Dies war ein
Leichte für einen geistreichen, in der Kunstkenntnis wohlbe-
gründeten, mehr als irgend ein hologner Maler denkenden
Mann Und so trat er denn auch in kurzer Zeit als ein ganz an-
derer Maler auf und schien in dem neuen Geschmack anzuordnen,
das Licht abzustufen, die Gemüthsbewegungen auszudrücken
Wie von den Caracci erzogen. Dessungeachtet behielt er ein
eigenthüiuliches Gepräg, das auf seinem ernsten, trühsinnigen
Wesen beruhte. Alles ist bei ihm würdig ernst und gemüssigt:
die Haltung der Figuren, die Bewegungen, die Tracht, die er
mit wenigen, aber grossartigen Falten vermannichfaltigt, welche
Guido selbst bewunderte. Uebrigens verschmäht er die hei-
tern und lebhaften Farben und begnügt sich zumeist mit eini-
gem Violett, Gelblichen und Bräunlichen, die er mit wenig
Rosenfarb mischt, aber treiilich auftrügt und zu einem Gan-
zen verschmelzt, das dem Auge eine grosse Ruhe gewährt
Zu diesem Geschmack stimmt auch der Stoff, der, wo es in
seiner Macht stand, immer weinerlichlund rührend war; W955-
halb seine blagdalenen, Petrus, schmerzensreiche Madonnen so
geschützt werden, deren eine dem Herzog von Mantua sogleich
Thränen entlockte.
Ferner war er wunderbar in Verkürzungen und an-
dem lümstschwierigkeiten, mehr aber, als sonst worin, in Er-
Endungen. Kaum sieht man auch nur eine Arbeit von ihm,
worin sich nicht etwas Neues, irgend ein eigenthümlicher Ge.
danke fände. Als er in S. Benedetto U. L. F. in Betrübnis
versunken darstellen sollte, malte er sie sitzend mit Johannes
und Magdalena, den Einen stehend, die Andere knicendl, in-
dem sie die Dornenkrone des Erlösers betrachtet; auch andere
Andeutungen seines Leidens sind darin; alle schweigen, aber
ihr Auge und ihre Gebärde sagt doch viel. In S. Maria Mag-
giore sollte er auf einer Bildtafel Johannes und Hieroznymus
Verbinden; er verschmähte den gewöhnlichen Behelf, usie in