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Drittes
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vvir haben im Verlaufe dieses Werks bemerkt, wie der Ruhm
der Malerei, gleich dem der Wissenschaften und der Wellen,
Von Ort zu Ort wanderte, und wo er sich niederliess, ir-
gend einen von früheren Künstlern minder verstandenen, oder
minder gepflegten Theil dieser Kunst vervollkommnete. Als
das seehzehnte Jahrhundert sich zu Ende neigte, gab e keine
Gattung, oder keine Ansicht des Schönen in der Natur, die
nicht irgend ein grosser Künstler liebgewonnen und nachge-
bildet hätte, so dass der Maler, er mochte wollen odernicht,
als Nachahmer der Natur auch zugleich Nachahmer der besten
Meister seyn musste, und neue Style auliinden nur ein Umge-
stalten der alten auf diese oder jene Weise war. Nur der
Weg der Naehahmung- war also dem Menschengeistc eröffnet,
um sich auszuzeiehrlen; indem es nicht möglich scheint, mei-
sterlichcr, als ein B uonarroti oder Vinci, Figuren zu zeich-
nen, mehr als Raffael zu veranmuthigen, lebendig Wahrer
als Tiliüll zu färben, lebhafter als Tintoreytto zu berve-
gen, reicher als Paolo zu schmücken, oder" in jeglicher Ent-
fernung und Aussicht dem Auge kunstreieher, runder, zau-
berisch kräftiger vnrzuführen, als Coreggio bereits gethan
hatte Diesen Weg der Nachahmung also betrat damals jede
Schule, freilich nicht in kunstmässiger Zucht. Fast jede
l) TVCICh ein Abweg es sei, die Vorzüge verschiedener Künstler
und einzelner Kunstwerke in Einer Manier zusammenfassen zu wol-
len, ist schon in der Prüfung der Lauzfschen Kunstansichien An.
fangl dieses Werks gezeigt worden. Q-
lll. Bd. A