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Oberitalien.
Drittes Buch.
Die bologner Schule.
Guido. Auch inVenedig malte er in mehrern Kirchen; und
das Bild bei den Karmelitern, das mehrere Heilige dieses Or-
dens darstellt, gehört unter seine beliebtesten. Eben diesem
Volke gehörte Enrico Fiammingo an, nicht zu verwech-
seln mit A rr igo Fiammingo, welchen wir durch Baglio ne
kennen. Beide hielten sich in Italien auf, und der Guidist,
ehemals lRiberafs Schüler, malte in S. Bnrbaziano zu Bo-
logna einige Bilder, die mit den gessischen sich messen kön-
nen; nur im Fleische ist er dunkler. Von einem andern Aus-
länder bewahrt man bei den Kapuzinern und auderwiirts Bilder
auf; er hiess Pietro Lauri, oder vielmehr de Laurier,
ein Franzos; seine Pastellbilder wurden oft von Guido über-
malt, und auch die Oelbilder haben etwas von seinem Cha-
rakter. Noch muss ein anderer erwähnt werden, von welchem
man nicht viel mehr als den Namen kennt. Aus einem Briefe
Guido Reni's nämlich an Francesco Incontri sieht
man, dass Guido die Magdalene im Oratorium S. Carlo in
Volterra, besonders an dem Kopfe überarbeitet, C a m i l l o
aber nach Guido's Zeichnung gemalt. Er soll dem edeln
Geschlecht angehören, dessen Haus Nachrichten über ihn hat.
Kommen wir nun wieder auf die Bolcgner zurück, so be-
hauptet einen ehrenvollen Platz Gio. Maria Tamburini,
der viele geschichtliche Bilder auf Kalk in der Säulenhallc der
Minoriten, und die Verkündigung alla Vita gemalt hat, ein
anmuthiges Bild, nach einem Entwurfe des Meisters. Berühm-
ter ist Gio. Batista Bolognini, von welchem zu S. Gio-
lvanni in Monte ein ganz guidischcr heil. Ubaldo ist. Dieser
hatte einen Neffen und Schüler in Giacomo Bolognini,
welcher grosse Bilder und launenhafte Einfälle malte, von wel-
chem Zanotti und Crespi handeln. Bartolommeo Ma-
relscotti verdient kaum genannt zu werden; zu S. Martina
und anderwärts scheint er ein eiliger Nachahmer, ja Verfäl-
selier der guidischen Manier. Von mehrern Schriftstellern
werden auch ein Sebastiano Brunetti, ein Giuliano
Dinarelli, LorenzoLoli und besonders ein Pietro Gal-
linari erwähnt, welchem die Vorliebe des Meisters auch den
Namen Pietro del Sig. Guido gab. Seine ersten, oft von
Reni überarbeiteten Gemälde stehen in grosser Achtung, und
auch die andern in mehrern Kirchen und am Hofe zu Gua-