Die Caracci, ihre Zögl. u. Nachf. bis auf Cignani.
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der die
klärte.
GTSIIB
für
angenehmer ,
die
zweite
für
gelehrte:
Bei diesem Tausche verlor er indess nie die Leichtigkeit
alle dem Auge, die so sehr in seinen Arbeiten anzieht; vor-
züglich wollte er sich im Streben nach Schönheit, besonders
jugendlicher Köpfe, auszeichnen, worin er auch, nach Mengs,
Alle übertraf und, wie Passeri sagt, paradisische Gesichter
gab. 'Rom ist, wenn ich nicht irre, reicher an Bildern von ihm,
als Bologna selbst: die Gliieksgöttin im Campidoglio, die Au-
rora der Rospigliosi 40), die Helene der Spada, die Herodias
der Corsini, die Magdalene der Barbcrini und ähnliche Gegen-
stände bei andern Fürsten werden als Wunder-werke Guidtfs
angesehen. Dies Schöne, sagte Alban o, sein bitterer und ste-
ter Nebenbuhler, war ein Geschenk der Natur, aber auch zu-
gleich ein Ergebnis seines Studiums nach Naturschönheit
Raffael, alten Standbildern, Denkmünzen und geschnittenen
Steinen. Er gestand, dass die nrediceische Venus und Niobe
seine liebsten Muster wären; und fast immer sieht man in seinen
schieden ausspricht, wie in seiner Aurora, seiner Fortune, seinem
heiligen Andreas. Er ist gross, wenn er am wenigsten streht es zu
seyn, wenn er die Natur in ihrer ungeschmiickten Anmuth auffasst,
was er vermochte. Er ist weniger kräftig, weniger charakteristisch
als Domenichino, aber tiefer und gehaltvoller als Alb ani, und
steht als Mittelglied zwischen diesen Beiden. Q.
40) Es haben nach G ui d o sehr vorzügliche Meister in Ku-
pfer gestochen: die Glücksgöltin R. S tr a. nge und die Aurora
R. M 0 r g h en. Von der Glücksgöttin giebt es viele Wiederho-
lungen, und du mehrere gleich vortrefflich sind, so ist es schwer
zu bestimmen, welches das Original sei. Es wird jedoch ange-
nommen, dass die Gallerie des Cnmpidoglio das Original besitzt.
Auch beliudet sich eine schöne {Wiederholung in Schleissheim und
eine andere im Schlosse zu Berlin. In den Propyläen von Göthe
wird dieses Bild als eine der glücklichsten Allegorien angeführt. Der
Gedanke, dass der Genius das flüchtige Glück ergreift, ist sehr geist-
reich. Wo die Magdalena und die Helene hingekomnlen sind, weiss
ich nicht anzugehen; beide Gullerien wurden aufgelöst.
41) Albano hat hier seinen Nebenhuhler sehr gelobt, ohne es zu
wissen und zu wollen; denn giebt es eine Schönheit, die nicht auch
ganz naturgemäss wäre? Albano verrieth aber dadurch, dass er
selbst ein Manierist wer, welcher an eine unnatürliche Schönheit
glaubte und sie suchte, und doch trieb er durch seine Bilder einen
Handel mit der Schönheit seiner Frau, die er immer ahmalte, und
seine Werke sind am anmuthigsten, je näher sie dem Modelle kom-
men; am weichlichsten und widrigten, je mehr darin sich Streben
nach dem Reizenden zeigt, welches sich von dem Naturgemässen
entfernt.
III. Hd. G