Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Dritter Band)

Die Caracci, ihre Zögl. u. Nachf. bis auf Cignani. 
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selbst in Laster verkehrten, theils auch eines geringfügigen 
Mangels. In Erfindung war Dom-enichino minder gross, 
als in den übrigen Theilen der Malerei. Dies beweiset sein 
Rosenkranz in Bologna 29), der damals nicht ganz verstanden 
wurde, noch es jetzt wird; und man weiss, dass selbst seinen 
Freunden der Gedanke nicht gefiel, ja er selbst ihn bereute. 
Da er sich also hierin mistraute, so entlehnte er oft von an- 
dern; er ahmte Agostino nach im heil. Hieronymus; im Al- 
mosen der heil. Cäcilia den heil. Rochus Annibale's; so 
brauchte er auch anderwärts die Gedanken selbst minder be- 
rühmter Künstler, und pflegte zu sagen, er finde in jedem Ge- 
mälde etwas Gutes, so wie man, nach Plinius, aus jedem 
Buche irgend eine nützliche Kunde entnimmt. Solche Nachah- 
mungen gaben seinen Nebenbuhlern Anlass, ihn als einen Men- 
schen unfruchtbarer Phantaie zu verschreien; ja, als der heil. 
Hieronymus Agostino's gestochen ward, verbreiteten sie Ab- 
drücke, um Zampieri als Dieb zu verrufen. Lanfranco, 
der hauptsächlich diese Umtriebe leitete, stellte dagegen seine 
stets neuen Erfindungen auf, und der Langsamkeit und Unent- 
schlossenheit seines Nebenbuhlers setzte er seine Schnelligkeit 
und Behendigkeit im Arbeiten entgegen. Hätte D0meni- 
chino einen Anhang gehabt, wie er ihn verdiente, so hätte 
er bald, wie die Caracci in Bologna, über seine Gegner 
siegen und zeigen können, dass er zwar Nachahmer, aber nicht 
knechtischer sei  und dass, wenn seine Arbeiten später, als 
die seiner Feinde, zu Tage kamen, sie doch auch länger zu 
29) Pinacot. della P. Accad. di B0l., auch von G. Audran 
trefflich gestochen. Dies Gemälde war vormals in der Kirche zu S. 
Johann zu Bologna. . Q. 
30) S. CrespPs Vertheidignng Domenichinws und Marsa- 
riH, eines andern Nachahmers des agostinischen Bildes, in der 
Cerlusa di Balugna p. 26. Auch Bellori verlheidigt ihn seines 
langsamen Malen! wegen und führt lobend etliche Grundsätze von 
ihm an, wie: eine Linie, die nicht früher vom Geiste, als von der 
Hand gezogen werde, sei eines Maler unwürdig; Trefllichkeit bestehe 
in wohl beendigten Werken; indem er Schüler auszuscheltexi pflegte, 
welche Entwürfe zeichneten und in Pinselwiirfen colorirtexi, p. 213. 
Noch eine Vertheidigung findet man bei Pas seri p. 4. wegen eini- 
ger aus der farneser Gallerie entlehnter und in der (ieschißhle des 
heil. Hieronymue in der Vorhalle des heil. Onufrius gebrauchter Fi- 
guren; und p. 9. vertheidigt er ihn wegen des Ehltenstyls, der Einigen 
ärmlich, Andern hart schien. L.
	        
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