S8
Oberitalien.
Drittes Buch.
Die bologner Schule.
Agnese, oder andere in fortgerücktern Jahren gemalte Bilder.
Das erste wird gewöhnlich für das bete in Rom nach Raf-
faePs Verklärung gehalten; und das zweite wurde von sei-
nem Nebenbuhler Guido zehnmal höher, als RaffaePs Ar-
beiten geachtet 27). In diesen Kirchenbildern ist eine der
Lieblichkeiten die Glorie von schönen, behenden Engeln, welche
die anmuthigsten Dienste im Bilde leisten, Martyrn krönen,
Palmen bringen, Rosen streuen, Tänze flechten, Musik machen.
Oft iindet man in den Gebärden Coreggio wieder; doch
sind die Formen verschieden und haben zumeist ein Stumpf-
näschen, das sie unterscheidet und reizend macht. Wie sehr
aber auch Domenichino in Oelgelnülden gefällt, weicher
und harmonischer noch ist er in Wandbildern. Ausser denen
in Neapel hat man dergleichen in Fano; aber grösstentheils
durch eine Feuersbrunst beschädigt, nämlich evangelische Ereig-
nisse in einer Capelle des Doms; zu Frascati auf dem Land-
glute Bracciano mythologische Geschichten; zu Grotta F errata
Thaten des heiligen Nilo; zu Rom heilige Geschichten in meh-
rern Kirchen zerstreut. Bei den Kuppeln von S. Carlo zu
den Töpfern, und S. Andrea della Valle hat er an den Spar-
renköpfen dort vier Tugenden und hier die vier Evangelisten
gemalt, die nach hundert und aberhundert ähnlichen Arbeiten
immer musterhaft geblieben sind. Zu S. Andrea sieht man
auch an der Petrikirche mehrere Gechichten des Heiligen; an-
dere in S. Luigi der heil. Cäcilia 28); andere in S. Silvestro
im Quiriilale, von David und andern Schriftgegenstiinden,
die wegen Anordnung und geschmackvoller Gewandung von
Einigen allen übrigen vorgezogen werden.
Es scheint unglaublich, dass derlciArbeiten, die jetzt
von Künstlern bewundert werden, einst" so herabgesetzt worden
seien, wie ich erzählt, dass der Maler lange nur wenige Be-
stellungen hatte und im Begriff stand, die Malerei mit der
Bildhauerei zu vertauschen. Dies begab sich aber theils in
Folge heimtückischer Nebenbuhler, welche seine Tugenden
27) Veräienternnasuen verwirft dies Urtheil Puccini in seinem
Esame crilico de! Wüebb. p. 49. L.
28) Vorzüglich gestochen von B apt. de Poilly. Q.