Zweiter Zeitraum.
Giorgione, Tiziano, Tintoretto etc.
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Wohlvertheilter, in Bewegung und Tracht mannichfaltiger Fi-
guren; wesshalb es Vasari für sein bestes Werk hält m). In
ßildersammlungen ist er theuer. Man hat Madonnen von ihm,
die man wegen ihrer Gesichtsähnlichkeit wiedersieht; auch Bild-
nisse, die er oft auf Giorgionische Art bekleidet und mit
Schönen und launieschen Erfindungen aufstellt. An Franz ll.
Hof eingeladen arbeitete er zur Freude dieses Fürsten und sei-
nes 'l'hronfolgers, wie zu seinem grossen Vortheil Einer
Seiner Söhne eiferte ihm in der Kunst nach; aber aus dessen
Daniel in S. Maria Formosa zu Venedig sieht man, wie weit
er hinter ihm zuriickblieb. Damals lebte dort auch ein Giro-
lamo da Trevigi, verschieden von dem schon Genannten
gleiches Namens, der vielleicht nach dem Muster seines edlen
Landsmannes sich zu einem andern, als dem gewöhnlichen Style
der venediger Schule wendete, und Raffael und die Römer
Studirte. P. Federici nennt ihn, aufMauro"s Angabe trau-
end, Pennacchj und hält ihn für einen Sohn des oben kurz
angeführten P iermaria. In Venedig ist wenig von ihm, mehr
in Bologna, besonders in S. Petronio, wo er die Geschichte des
Antonius von Padua in Oel mit Verstand, Amnuth und gros-
ser Feinheit und Glätte malte, wie Vasari sagt. Beide Schu-
len sind hier glücklich auf einander gepfropft; aber sie zu zei-
tigen lebte er nicht lange genug und zerstreute sich allzusehr
als Ingenieur, worüber er auch 1544 in England in seinem 36.
Jahre starb, wie Vasari sagt. Die Berichtigung des Verfas-
sers der Beschreibung von Vicenza, welcher dafür 76 lesen
möchte, in welchem Alter doch niemand leicht auf dem Schlacht-
felde bleibt, scheint nicht annehmbar. Vielleicht bemerkte der
Berichtiger nicht, dass von einem Girolamo da Treviso
Bildunterschriften von 1472 bis 1487 übrig sind, einem Maler
noch von alter Zeichnung, der nicht lange genug leben konnte,
L
10) Dieses Gemälde des Paris Borüone befand sich in der
Vßnualigen Schule S. Marco und jetzt it es in die Gallerie der Aka.
demxe zu Venedig aufgenommen. Q.
11) 7111 dem Lobe, welches Bordone hier verdienlermaasen er.
läleilt wird, haben wir nur hinzuzufügen , dass seine Werke an der
Grenzlinie stehen, über welche hinaus das Gebiet der Weichlielakeit
fnfa-"gt llnd das der ernsten Kunst aufhört. Noch hat er sie nicht
llvhuerschritten; allein es ist gefährlich so weit zu gehn und nur einem
kunsller von seinen Fähigkeiten erlaubt. Q.