Zweiter
Zeitraum.
Giorgione, Tiziano, Tintoretto etc.
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viele Bildnisse, deren eins Vasari als staunenswerth lobt;
viele Madonnen meistens mit mehrern Heiligen auf Leinwand
11ml ablang; was, wie wir bereits sahen und noch ferner sehen
Werden, Mehrere aus jener Zeit zu ihrem Gegenstande machten.
Aber die gewöhnlichen Kenner, die ihre Namen nicht wissen,
Rennen gleich Palma, sobald sie ein Bild sehen, das zwischen
Gißn Bellini's Trockenheit und Tizians Saftigkeit die
Mitte hält; besonders wenn sie wohl geriindete und gut colo-
rirte Gesichter, eine ileissig behandelte Landschaft, Rosenfarbe
in den Kleidern mehr als Blutfarbe sehen. So ist Palma in
Aller Munde, und viele andere werden nur dann erwähnt, wenn
Sie ihren Namen unter die Gemälde gesetzt haben.
Einer von denen, welche Palma und Lotto ähneln, ßllSw
serhalb Bergamo und etwa einer benachbarten Stadt wenig
bekannt, ist Giovanni Cariani, von welchemVasari nicht
Spricht. In lldeiland sah ich von ihm eine Madonna unter meh-
Tßrn Heiligen vom Jahre 1514, wo ihm kein anderes Muster
R15 Giorgione vorgeschwebt zu haben scheint. Das Bild ist,
wenn ich nicht irre, ein Jugendwerk und im Vergleich mit ei-
nigen andern, die ich in Bergamo sah, hat es gemeine Forq
man. Vorzüglich dagegen ist jene Madonna bei den Serviten
mit einem Kreis von Seligen, einer Engelglorie und andern zu
ihren Fiissen tonspielenden Engeln. Es ist ein liebreizendes
Gemälde, anmuthig durch schöne Landschaft und kleine Gestal-
ten in der Ferne, geschmackvolle Tinten und einen Farben-
lluftrag, weiche den ileissigsten Bildern der beiden genannten
Bergamer ähnlich sind, mit welchen er eine jedem Lande zur
Ehre gereichende Dreimiinnerschaft bildet. Tassi erzählt, der
berühmte Zucc herelli sei nie nach Bergamo gekommen, ohne
dies liebe Bild immer wieder zu betrachten, welches er für das
beste der Stadt und eins der schönsten, die er je gesehen,
erklärt habe. Auch war Cariani ein ausgezeichneter Bildnis-
maler, wie ein Gemälde der Grafen Albani zeigt, welches meh-
rere Bildnisse jener edlen Familie enthält undldort den besten
Cßloristen gegenüber fast allein Bewunderung zu verdienen
Scheint.
Aus derelben Jüngerschaft zählt Trevigi zwei, die je-
Üßßh sehr verschieden von einander sind. Der eine ist Rocco
Mllrconi, den Zanetti unter Bellini's guten Schülern