Zweiter
Zeitraum
Giorgione,
Tizian,
Tintoretto
etc.
fit
tern in ihren Arbeiten war, besonders bei Tizien und seinen
Zeitgenossen.
Diese Erfahrenheit nun beschränkte sich nicht bloss auf
das Fleisch, in dessen Farbe die Tizianisten vorzüglich alle
andere Schulen übertrafen. Auch auf die Gewänder erstreckte
sie sieh; es giebt keine Art von Sammet, Stoff, oder Schleier,
die sie nicht wundersam nachgebildet hätten, besonders an Bild-
Ilissen, welche damals häufig und immer sehr geputzt von den
Venedigern bestellt wurden. Ja auch von dieser Uebung, welche
viele aufmerksame Beobachtung der Wahrheit und etwas un-
nennbar Reizendes, Prickelndes fordert, kann man, wie Mengs
Sagt, zum Theil die grosse Wahrheit und Kraft jener grössten
Coloristen herleiten. Ferner zeichneten sie sich durch ihre
Kunst aus, jede Art von Goldf, Silber- oder Metallarbeit wie-
derzugeben; daher in keinem Dichter so verzierte Paläste, oder
so herrliche Tafeln vorkommen, als in venediger Bildern; in
Landschaften übertrafen sie zuweilen die Niederländer; Archi-
tekturen brachten sie mit einer nirgends so vorkommenden
Pracht in ihren Bildern an, wie wir sahen, dass es die Maler
des 15, Jahrhunderts thaten; auch wendeten sie vielen Fleiss
auf Stellung, Mannichfaltigkeit und Verkettung der Figuren.
In jenen weitläufigen Compositionen, die zur Zeit der Bel-
iini mit halben oder kleinen Figuren ausgefüllt wurden, kam
nun später eine Grösse der Verhältnisse auf, welche Anlass zu
den grössträumigen Bildern gab, deren ungeheuerstes Paoloßs
Abendmal in S. Giorgio ist I). Hier unterstützt sie eine Ge-
schicklichkeit, welche in dieser Schule bis auf die uns nächsten
Zeiten erblich zu seyn scheint. Sie besteht ingehöriger Auf-
fassung eines noch so grossen Ganzen nach allen seinen Lieht-
iibergängen und Abstufungen, so dass das Auge von selbst die
_Spur verfolgt und von einer Gränze zur andern durchläuft.
Es ist eine Bemerkung, welche Mehrere gemacht, die alte Ge-
mälde zerschnitten und verkleinert sahen, um sie an dieser oder
jener Wand, über dieser oder jener Thür anbringen zu kön-
nen, wie man denn leider auch jetzt wieder thut, dass dies bei
Bildern anderer Schulen noch leidlich ausfüllt, aber bei vene-
Gemälde
1) Dies
in Paris],
blieb