Zweiter Zeitraum.
Giorgione,
Tiziano,
etc.
Tintoretlo
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Zweiter
Zeitraum.
Giorgione ,
Tiziano , Tinloretto, Jacopo
Paolo Veronese.
da
Bassano,
Evir kommen nun zu dem schönen Jahrhundert der venedigcr
Schule, welche, gleich den übrigen, um 1500 ihre besten Künst-
ler hatte, Männer, welche eben sowol ihre Vorgänger um ihren
Ruf, als ihre Nachfolger um die Hoffnung brachten, sie zu cr-
reiehen. Zu so hohem Ruhme gelangten sie, wie wir sehen
werden, auf verschiedenen Wegen; darin aber waren, gleich-
sam, alle verschworen, dass ihr Colorit das wahrste, lebhaf-
"teste, und vor unsern andern Schulen allen beliebteste war;
ein Vorzug, den sie auf ihre Nachkommen vererbten und der
der entschicdenste Zug der venediger Maler ist! Man hat dies
wol dem Himmelstrieh zugeschrieben, und behauptet, die Natur
färbe in Venedig und seinen Umgebungen die Gegenstände leh-
hafter, als anderwärts. Diese Behauptung ist sehr schwach
und bedarf keiner Widerlegung, da die Holländer und Nieder-
länder in so verschiedenen Himmelstrichen doch dasselbe Lob
errungen haben. Auch aus der Eigenschaft der Farben kann
man dies nicht herleiten; bekanntlich brauchten G-iorgione
und Tizian nur wenig und nicht etwa gesuchte, oder anders-
woher verschriebene Ialarben, sondern solche, wie sie jeder in
Venedigs Läden kaufen konnte. Erwiedert man aber, dass da-
mals die Farben reiner und unverfälschter verkauft wurden, als
nachher, so mag ich dies allerdings nicht läugnen; denn Pas-
scri im Leben Orbetto-'s klagt, dass damals viele Gemälde
sehr bald wegen der schlechten und verfälschten Farben zu
Grunde gingen; aber fragen muss ich doch auch, ob es denn
möglich sei, dass so unverfälschte Farben durchaus bei den Ve-
ncdigern und ihren Nachahmern, den Niederländern, gäng und
man aus den Abbildungen nach dieen Malereien im oben angefüllt-
ten Werke sieht, izeigt sich in derv Werken dieser alten lßleister in
Oberitulien und Friaul eine Lebendigkeit in den dargestellten Hand-
lungen und Bewegungen der Figuren, welche man in den Bildern des
Cimahue und Guido da. Siena noch vermisst. Schade, dass
diese Malereien 1733 überweisst wurden, wie der Verfasser p. 407
Sagi, der sie längst zuvor abzeichnele, wie er uns versichert! Q.