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Oberitalien.
Venedigor
Schule.
hiitte er seine Werke in seiner Vaterstadt gesehen, die er aber
nicht sah; schrieb er ja. doch, er habe immer in Venedig ge-
wohnt. Vicenza aber hat viele, woraus man seinen Styl und
seine Fortschritte kennen lernen kann. Wer da wissen will,
wie Weit er es brachte, sehe sein Bild in S. Michele, das an-
dere in S. Rocco, und ein drittes im Seminarium Padnn.
In keinem wird er eine andere, als die damals gewöhnliche,
schon oft von uns beschriebene Conlposition finden, dazu aber
bisweilen Goldgebrauch, welcher anderwärts abkam, Uebrigens-
steht er einem grossen Theile seiner Zeitgenossen gleich: seine
-Zeichnung ist regelmässig, sein Nacktes wohl verstanden, sein
Colorit frisch und lachend, die Engelchen sehr anmuthig; und
"auf dem Bilde in S. Michele hat er eine Architektur, welche
das Auge so künstlich täuscht und sich ilnn wieder entzieht,
dass schon dies ihn kenntlich machen könnte. Von Giovanni
Speranza "ist ein sehr geschätztes, obwol im Colorit nicht
so starkes Bild übrig. Von Veruzio ist nichts öifentlieh be-
kannt; vielleicht ist auch ein Name ein Irrthum V as ari's 45).
Vor allen damaligen Vicenzern wird Gio. B onco n sigl i,
gerammt il Marescalco, gelobt; und in der That nähert er
sich dem modernen und Bellinischen Style mehr. Die Vey-
zierung aber mit 'l'ritoncn und ähnlichen dem Altcrthum ent-
45) P. Faccioli führt im 3. B, der Inscrlziooii dellu sind e ler-
rilario di Vicenzn folgende Aufschrift an: I0. üperzznliae de Van-
gorfbus me pinrit, wo de Vmzgerzüus wol ein geringes vicenzer
Durf seyn könnte. Von einem Veruzio finde ich nichts; und so
vermuthe ich, dieser Name ist eines von den gen-(ihiiiivheii Misver-
xtiindxxissexi VasarPs, welche unsere Flnkel inunerfurt berichligeil
und vielleicht in ziemlicher Menge noch ihren Nachlaunnxlen zur He-
rirhtigung lassen werden. Hier ist meine Xierixiuthung. P. Fac-
cioli erwähnt ein grusses Genliilde in S. [Pranceseo di Schio; es
ist ungefähr so gemalt, wie man die Verlobung der heil. Katharina
darzustellen pflegte, auch sind andere Heilige durt, eine sehr schöne
Mantegnaartige Arbeit, nach des Ritters Giu. de Laznra Urtheil,
Worauf ich gar viel gebe. Da. steht nun: Franciscus Verlus (I0
Vicentizz pinxit XX. Junii III, I), XII, und von liCfSElbEll Hand
führt derselbe Faccioli in Sercedo ein anderes altes Bild an. Nun
schliesse ich, dieser dem Vasari, wie viele andere, mit einer von
seiner Gestalt, oder seinem Alter hergennmmenexi verkleinernden
Bestimmung in der venediger Mundart hiess er Verlucio oder
Verluzn zugekommene Maler ward in seinem Kopfe und seiner
(Teschichte zu Vernzio. Die Kritiker griechischer Schriftsteller wer-
den mir wol Recht geben; diese Art, auch Eigennamen zu entdecken
und zu verbessern, hebe ich ihnen abgelernt. L.