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Oberitalien.
Mailändische
Schule.
nach Mailandzurückgekehrt, ausser den Bauten, worin er un-
ter die Ersten gezählt wird, auch Geschichten im Grossen und
Altarbilder, auch in sehr gutem Geschmack, auf Kalk in der
Karthause zu Pavia und im Santuario zu Varese malte. Ein
Neffe von ihm, Bernardo Racchetti genannt, folgte ihm
löblich, und seine Ansichten sind, wie die des Clemente
Spera, in Gallerien nicht selten. Torre erwähnt auch ei-
nes Lucchesers, welcher Ansichten und Figuren sehr gut
malte, Paolo Pini. Ich habe nur eine Rahab in S. M. di
Campagna. zu Piacenza von ihm gesehen; dies Bauwerk ist sehr
schön, die Figuren schlank und Weidlich hingeworfen. In
grössern Verzierungswerken auf Kalk wird von Orlandi
Pierfrancesco Prina und die beiden Mariani, Dome-
nico und Gioseffo, sein Sohn, gelobt. Der Vater blieb
in Mailand und unterrichtete unter andern Castellino von
Monza; der andere begab sich nach Bologna und besserte dort
seinen vom Vater angenommnen Styl, womit er sich denn in
Italien und Deutschland auszeiehnete. Diese mögen genügen
aus einer Zeit, die in dieser Gattung der Malerei nicht vom
besten Geschmack war!
Landschafter von Ruf im Geschmack Agricolaßs, sei-
nes Meisters, war Fabio Ceruti, von welchem Stadt und
Gebiet Bilder genug haben. Auch ein Perugini wird von
Ritt. Ratti im Leben des Alessandro Magnasco von
Genua, Lis an drino genannt, in Andenken erhalten. Dieser
Schüler Abbiati's, der sich lange in Mailand aufhielt, malte
zu Peruginiss, Spera's, und anderer Meister Bildern so
hübsche kleine Figuren, dass wir von ihm in seiner Vaterlän-
dischen Schule sprechen werden.
Magnasco selbst kann für einen guten Künstler in der
untergeordneten Malerei gelten, wegen seiner kleinen Bilder
in niederländischem Geschmack, Bambocciaten und, Darstellun-
gen aus dem Volksleben, dergleichen er für Gallerien malte.
Auch hielt er in Mailand Schule und fand in Coppa und ei-
nigen Andern Nachahmer. Mehr aber als Alle näherte sich
ihm Bastiano Ricci, ein wundersam schmeidiger Geist.
In demselben Geschmack malte in Mailand Martino Cigna-
roli, welcher aus Verona und der Schule des Carpioni Fer-
tigkeit besonders für Cabinetbilder, mit nach Hause brachte.