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Oberitalien.
Mailändische
Schule.
er lebte und starb in Reggio, In Mailand war Camillo.'s
Schule stets voll, und Keiner machte sie so berühmt, als An-
drea Salm eggia aus Bergamo, von welchem im vorigen
Buche die Rede war. Dieser ward in Rom Raffaelist und
liess sich von Zeit zu Zeit in Mailand sehen und bewundern.
Gio. Batista Discepoli, genannt lo ZOPEIO (der Lahme)
di Lugano, war erst auch Camillo's Jünger, wie diese,
nahm aber nachher viel von Andern an. Er war einer der
wahrsten, stärksten, saftigsten Coloristen seiner Zeit, übri-
gens aber mehr Naturalist, als Idealist. In Mailand sind ver-
schiedene Bilder von ihm, besonders in S. Carlo ein sehr
kunstreiches Fegefeuer. Vieles von ihm ist in seinem Geburts-
ort und am Stromgebiete hin; etwas in Como, wo er in S.
Tcresa die Kirchenheilige mit Seitenbildern malte, welche für
eins der besten Bilder in der Stadt gilt. Nicht weniger Lob
ärntete, wiewol in ganz anderm Style, cin Carlo Cornara,
der nicht viel, aber mit ausnehmendem, ihm ganz eigenthüm-
lichem Geschmack malte, wesshalb er denn in Gallerien ge-
schätzt wird. Eins seiner besten Bilder war der heil. Benedict
in der Karthause zu Pavia, jetzt sehr von der Zeit beschädigt.
Noch ein anderes vollendete nach seinem Tode eine Tochter
von ihm, welche auch eigens Erfundenes malte.
Gio. Mauro Rovere, welcher von Camill0's zu
Giulio Cesare's Manier üherging, war einer der ersten
Anhänger der Proeaccini und könnte der Zeit nach füglich
ihnen beigesellt werden, wenn ihm seine übermässige Schnel-
ligkeit nicht eine niedrigere Stelle anwiese. Er glühte von
Feuer, welches überlegt angewendet den Gemälden Seele giebt,
inisbraucht aber ihre Ebenmässigkeit stört. Selten, doch
manchmal, mässigte er es, wie in dem fleissigen Abendmahl
U. H. zu S. Angele. Ein Giambatista und noch ein Bru-
der, den ich Marco genannt finde, arbeiteten mit ihm für
Kirchen und Privathäuser, uncorrect, aber geistreich. Fast
in allen Winkeln der Stadt giebt es von ihnen nicht nur
Wand , sondern auch Oelbilder, Geschichten, Schlachten,
IAnsichten, Landschaften. Ich linde sie auch Rossetti zube-
nannt, und bekannter sind sie unter dem Namen Fiammin-
ghini, den sie von Richard ihrem Vater führten, welcher
aus Flandern kam und sich in Mailand ansiedelte.