III. Zeitr.
Die
Procaccini und Andere.
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tener Geist, der, von Cerano, dann von dem noch bessern
Procaccini unterrichtet, den Erstern ohne Widerrede, und
nach der Meinung Vieler auch den Zweiten übertraf, wiewol er
den Kreis von vierzig Jahren nicht zuriicklegte. Mit einem
scharf auffassenden, leicht ausführenden Geiste begabt, ahmte
er an seinen Meistern das Beste nach und vermied das minder
Lobenswerthe; vielleicht lernte er die Grundsätze der Caracci-
sehen Schule kennen, auch ohne sie zu besuchen, und übte
sie glücklich aus. Er hat viel davon in dem, was Vertheilung
der Farben ist; in dem Auffassen der Gesichter ist er ver-
schieden, jedoehwählsarn und {leissig in Stellungen und Ge-
bärdungen, wie sie den jedesrnaligen Gemüthsbcwegungen an-
gemessen sind, vor allem wunderbar im Ausdruck einer schö-
nen Seele an Heiligen. In Vertheilung der Figuren beobach-
tet er eine so natürliche und zugleich so wohl verstandene
Ordnung, dass man keine anders gestellt sehen möchte; ihre
Kleidung ist sehr verschieden und an YVohlhabenden sehr reich.
Er cnlorirt üusserst kräftig sowol in _Oel, als auf Kalk; in
der sehr reich verzierten Passionskirche, WO seine grosse
Kreuzabnahme ist, hat er viele Bildnisse ausgezeichneter La-
teraner hinterlassen, die man vom besten TizianPschen Ge-
schmack nennen kann. Er ist, einer der seltenen Maler, welche
beständig mit sich selbst wetteifern, mit jederyneuen Arbeit
die vorige zu überbieten streben, in den letzten die Mängel
der ersten verbessern, so dass die Gaben, welche in jenen
erst zu entstehen scheinen, in diesen erwachsen und vollendet
sich zeigen. Seine letzten Gemälde, aus des Heil. Bruno Le-
ben in der Karthause zu Mailand, sind seine am meisten be-
wunderten Arbeiten. Berühmt unter alleneisl: das des Pariser
Doctors, der, auf seiner Bahre aufgerichtet, seine Verwerfung
kund giebt. Welche Verzweiflung in ihm! welcher Schrecken
in den Umstehenden! Sehr gelobt wird auch das andere, wo
der Herzog von Calabrien, auf die Jagd gehend, den Heil. Ein-
siedler cntdeckt, und worunter steht Daniel Crispus mediola.
nensis pinxit hoc templum cm. 1629. Dies war ein Jahr vor
seinem Tode; denn 1630 raffte leider die Pest ihn und sein
ganzes Geschlecht dahin.
Nachträglich führe ich noch einige Künstler an, deren
Verdienst gewiss, wenn auch ihre Schule ungewiss ist. So