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Oberitalien.
Mailändische
Schule.
Fleekens im Novarischen, aus einem Malergeschleeht, welches
in S. Maria di Bnsto Angedenken hinterlassen hat, indem dort
der Grossvater Gio. Picro, und Raffael, ich weiss nicht
0b Vater, oder Üheim unseres Gio. Batista, malten. Er
studirte in Rom und Venedig und vereinte mit der Malerkunst
eine grosse Kenntnis der Baukunst und Plastik, ja Erfahren-
heil: in schöner Literatur und ritterlichen Künsten. Mit diesen
Vorzügen herrschte er stets sowol am mailiindischen Hofe,
der ihn besoldete, als bei den grossen Unternehmungen des
Card. Federigo und bei der Leitung der Akademie. Seiner
Bauten, Standbilder und Basreliefs, die er fertigte, oder zeich-
nete, als meinem Zwecke fremder, nicht zu gedenken, malte
er viele Bilder, welche neben grossen Vorzügen auch, wenn
ich nicht irre3), grosse Fehler haben. Er ist immer frei,
geistreich, einhällig, nicht selten aber durch erkünstelte An-
muth oder Grossheit manierirt. So neigen sich in einigen
Bildern alla Pacei die nackten Figuren zum Sehwerfülligen,
die Bewegungen mehrerer zum Gewaltsamen. Anderwärts hat
er diese Fehler gemildert, dafür aber wieder die Schatten un-
gebürlich überladen. Bei dem allen ist des Guten und Schö-
nen so viel in seinen meisten Arbeiten, dass er als einer der
besten Meister der Schule da steht. S0 ringt er in der Taufe
des heil. Augustinus zu S. Marco mit Giulio Ces are Pro-
eaccini ihm gegenüber und besiegt ihn, nach dem Urtheil
Einiger; so übertrifft er zu S. Paolo in den Heil. Carl und
Ambrosius die Campi wenigstens in gesehmackrollem Colorit;
so drückt er Nuvolonies schönes Wandbild zu S. Lazzaro
durch seinen berühmten Rosenkranz nieden. Ganz besonderes
Talent hatte er im Vögel- und Vierfüsslermalen und malte
dergleichen Cabinetstücke, wie man aus Soprani's Leben
des Sinibaldg Scorza ersieht. Er bildete mehrere Schüler,
dgie einer spütern Zeit vorbehalten bleiben, den Mailänder Da-
niele Crespi ausgenommen, welcher der Würdigkeit und
Zeit halber, welcher er lebte, nicht von seinem Meister zu
trennen ist.
Daniele ist einer der. grossen Italiener, welche man
kaum ausser ihrem Vaterlande kennt 4). Aber er war ein sel-
3) Lanzi irrt nicht.
4) Ist eben" auch nicht Schade.