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Oberitgxlien.
Nluilündische
Schule.
stochcn; noch besser nachgemachte sind im Palast Sanvitali
zu Parma, Careghi zu Genua und anderwärts. Unter seinen
vielen Altarbildern ist das am meisten Coreggische zu S. Afra
in Brescia. Es stellt U. L. F. mit dem Kinde und einige En-
gel und Heilige dar, die es liebkosen und anlächeln. Hier hat
er wol die Gränzen des Schicklichen auf Kosten der Anmuth
überschritten, wie in der Verkündigung zu S. Antonio in Mai-
land, wo die heil. Jungfrau und der Engel zusammen lachen,
was doch einem solchen Zeitpunete und solchem Geheimnis
nicht angemessen ist. Auch in den Bewegungen [ist er etliche-
mal in das Ucbertriebene gefallen,' wie im Martyrthum des
heil. Nazarius in seiner Kirche; einem Bilde, welches durch
seine Gesamtheit, Einhiilligkeit und Anmuth bezaubert, wo
aber der Henker in allzu gezwungener Bewegung ist. Giulio
Cesare hat viele reiche geschichtliche Bilder hinterlassen, wie
den Durchgang durch das rothe Meer zu S. Vittore, in Mai-
land , und noch mehr in Genua, wo Soprani sie angezeigt
hat, und in dieser erstaunlichen Menge ist er doch genau in
der Zeichnung, reich an Erfindung, fleissig im Nackten und,
in Bekleidung, und überall hat er eine Grossheit, die er, wenn
ich nicht irre, den Caraeei verdankt. In der Saeristei der
S. M. von Sarono sind die Heil. Andreas, Carlo und Ambrogio,
welche ganz das Erhabene jener Schule haben, wiewol man
nicht sagen darf, dass er es, gleich den Caraeei, aus den
prachtvollern Urbildern zu Parma geschöpft.
Diesen Beiden füge ich Carlantonio Procaccini,
mieht als Figurenmaler, sondern guten Landschafter und ange-
sehenen Blumen- und Früchtemaler bei. Deren malte er sehr
viel für die mailündischen Gallerien, und sie gefielen dem da-
mals spanischen Hofe so sehr, dass er viele Aufträge für Spa-
nien bekam und er, der Schwächste in der Familie, auf diese
Weise der Bekannteste wurde.
Die Procaccini hielten eine Schule in Mailand und
standen im Rufe liebenswürdiger und fleissiger Meister, so dass
sie dieser Stadt und dem ganzen Gebiete soviel Maler erzogen,
dass alle aufzuzühlen ebenso unmöglich, als unnütz seyn würde.
Wie unter den Car a c cisten, gab es auch unter ihnen zuweilen
einen, der einen neuen Styl hatte; doch hafteten die meisten
an der Manier ihrer Meister, manche genau, manche sie durch