Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

III. Z eitr. 
Procaccini 
Die 
und 
Andere, 
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alls gekrönt dar, mit einer reichen Glorie von Engeln, worin 
er sehr lieblich war; Lodovico hatte umher andere Engel 
zu malen und der Krönung gegenüber die Väter der Vorhölle. 
Der Erste hatte den würdigsten Platz in der Tribune, in der 
Achtung der Beschauer aber hatte und hat er noch den minder 
würdigen. Denn wie tüchtig er auch sei und Girupenws, 
wie anderer Geschichtschreiber und Reisenden Beifall gewann, 
schwindet er doch in dieser Nähe gewissermassen ein; Carac- 
ci's neue Ideen heben nur seine gemeinen und alltäglichen 
mehr hervor; die Wahrheit der Gesichter, Gebärden, Sinn- 
bilder, welche Lodovieo seinen Engeln ertheilt, macht Pro- 
caccini's Glorie eintönig und matt; die Grossheit, welche 
Caracci jenen Altviitern aufprägte, lässt ihren Mangel in 
Camillo's Gottheit bedauern. Fast in demselben Misverbält- 
nis stehen die Madonnen, welche Beide als Gegenstüeke malten. 
Da aber die Caracei selten waren, so siegte Procaccini 
meistens über seine Nebcnbuhlcr. Auch jetzt ist er in den 
Gallerien der Grossen willkommen, und unser Fürst hat neuer- 
lich eine Himmelfahrt Mariens mit Aposteln um das Grab her 
angekauft, welche mannichfaltig und in grosser Manier sind. 
Giulio Cesare, der beste der Procaccini, wendete, 
nachdem er einige Zeit die Bildhauerei sehr löblich betrieben, 
seinen Sinn auf die Malerei, als eine freiere und minder müh- 
selige Kunst. Er besuchte in Bologna die Akademie der Ca- 
racci und soll, von Annibal mit einem beissenden Witz 
beleidigt, ihn geschlagen und verwundet haben. Der franzö- 
sische Auszugsverli, welcher Giulio Cesare's Geburt in das 
Jahr 1548 setzt, verschiebt diesen Zank bis 1609, wo die 
Procaecini sich in Mailand niederliessen. Aber er muss 
viel früher stattgefunden Ihaben; denn" 1609 wir Giülio 
Cesare ein grosser Maler und Annibale hörte auf es zu 
seyn, Giulio Cesare studirte besonders Corelggixfs Ur- 
bildgr, und Viele meinen, Keiner habe sich diesem grossen 
Siyle mehr genähert. In Cabinetbildern mit wenigen Figuren, 
wo die Nachahmung leichter ist, ist er oft mit seinem Muster 
verwechselt worden, wiewol die Anmuth nicht so natürlich und 
schlicht, der Farbenauftrag nicht so kräftig ist. Eine Ma- 
donna von ihm in Rom zu S. Louis der Franzosen ward vor 
kurzem als Alle gri's Werk von einem braven Künstler ge- 
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