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Oberitalien.
Nlailändische
Schule.
scheu
Jugend a
VOR
welchen
nach
der Reihe
gesprochen
werden
muss.
Camillo ist der einzige unter seinen drei Brüdern, den
Lomazzo kannte und als einen in Zeichnung und Colorit
berühmten Maler schildert. Seinen ersten Unterricht erhielt er
vom Vater und giebt dies oft in den Köpfen und der Verthei-
lung der Tinten kund, wiewol er, wo er fleissiger arbeitete,
sie mehr belebte und besser brach, auch die Schillerfarben
kunstreicher anwendete. Er besuchte andere Schulen, und dür-
fen wir einigen seiner Lebensbeschreiber glauben, so übte er
sich inRom nach Michelangelo und Raffael; und mehr
als andere studirte er der Köpfe wegen den Parmigianino,
von dessen Nachahmung in allen seinen Werken Spuren zum
Vorschein kommen. Er hatte eine wundersame Leichtigkeit
der Auffassung und des Pinscls, eine Natürlichkeit, Lieblich-
keit und geistreiche Munterkeit, welche das Auge gewinnen,
wenn sie auch den Verstand nicht immer befriedigen. Dies
ist aber kein Wunder, da er gleich frühiden Zügel der Väter-
lichen Erziehung abwarf und in Bologna, Ravenna, Rcggio,
Piacenza, Pavia, Genua für zehn Maler gearbeitet hatte, von
Vielen der lornbardischc Vasari und Zuccaro zubcnannt,
wiewol er sie, die Wahrheit zu sagen, in Süssigkeit des Styls
und Colorits übertrifft. Vorzüglich malte er in Mailand, und
dort sind viele seiner bessern Gemälde sowol, womit er sich
einen Namen gemacht, als seiner schlechtern, womit er Denen,
die seinen Ruf berücksichtigten, genügte. Dort sind von sei-
nen ersten und manierfreiesten Werken die Thüren der Qrgel
in der Mutterkirehe, nämlich mehrere Mysterien U. H. und
zwei Geschichten David's, der die Harfe spielt, welche Mal-
vasia umständlich beschrieben hat. Doch hat er in Mailand
nichts 0 Erwähnenswerthcs geliefert, als das Gericht in S
'Procol zu Reggic, welches für eins der schönsten Wandge-
mälde der Lombardei Igilt, und den heil. Rochus unter den
Pestkrankcn, welches Annibal Caracci in Verlegenheit
setzte, als er das Seitenbild dazu malen sollte (Malv. S. 466.).
Gut und in Camillo's Art sind auch die Gemälde im Dom
"zu Piacenza, wo der Herzog von Parma ihn mit dem schon
vorgerückten L odoyico Caracci wetteifern liess. Ca-
millo stellte dort U. L. F. von Gott zur Königin des Welt-