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Oberitalien.
V enediger
Schule.
Blick sehr lebhaft, die Fleischtinten schön röthlich, die Halb-
tinten manchmal gelblich, und nicht ohne Anmuth. Obwol an-
derswo geboren, lebte er doch lange in Venedig, wo viel Bil-
der von ihm sind, manche von altem Geschmack, ab" doch
dem Modernen sehr nahe. Der Geburtsort Friaul hat nicht;
von ihm, als eine Kreuzalmahme in der Abtei von Sesto, grosse
Figuren, mit einer schönen Gruppe im [dintergrunde und einer
Ländsehaft, die ganz Natur ist. Die Zeit hat das Bild an meh-
rern Stellen beschädigt; Kenner aber werden es vielleicht allen
vorziehen, weil es keine neuem Aufnialungen erlitten hat 34).
Unter Gian Bellini's vielen Schülern müssen einige,
wie Giorgione, einem andern Zeitraume vorbehalten bleiben,
nndere,-wie Rondinello von Ravenna, einer andern Schule,
und hier dagegen andere Platz finden, weiche nach ihrer Lands-
leute Urtheil den neuen Styl nicht ganz in ihre Gewalt be-
kommen konnten. Die Familie der Schulenhiiuptlinge gab auch
einen Bellin Bellini, welcher, in dieser Schule unterrichtet,
ihren Styl glücklich naclmhmte. Er malte für Privatleute Ma-
(lonnen, die, weil er wenig bekannt war, rneistens dem Gen-
tile, oder Giovanni zugeschrieben werden. Der von Va-
sari so genannte Gehülfe GiovannPs, Namens Girolamo
Mocetto, gehörte zu seinen ersten und minder ausgebildeten
Schülern. Er erreichte das seehzehnte Jahrhundert nicht und
hinterliess heutzutage selten gewordene Kupferstiche 35) und
nicht grosse Gemälde, deren eines mit der Jahrangabe 1484,
von MalersuHand in dem obgenannten Corersehen Hause he-
fiudlieh ist. Die Vercner, welche sein Bildnis unter den Ma-
34) Der Graf Alian di Salvarolo hat im 23.'Theile der Nunva
Racoolla zfüpuscoli scienl-rjici eßlolagfci N0. 4. einen Abriss der
lllalergeschichte von Friaul gegeben, in welcher viele sehr alle und
dann auch neuere Künstler genannt werden, insbesondere aber mit
ausgezeichnetem Lobe Marc o Basaita angeführt. wird. Q,
35x All. Burtsch führt nur acht Blätter an, welche von M0-
cetlo gestochen seyn sollen. Bei aller Unsicherheit der kupferste-
cherischen Behandlung ist doch viel Sinn für Zeichnung und Anmuth
der Formen in diesen Blättern. Bemerkenswerth lSlm 11899 die KUP-
ferslecherei im Flnrenlinisrhen länger in den Händen der Goldschmiede
blieb und von venediger {Malern mit mehr Eifer ergriffen wurde, als
von den florentinischen. Der bei weitem grössere Theil von Kup-
ferstechern, welche lle Pefutre Grab-mir Val, 13 anführt, sind hlaler,
die der venediger Schule näher oder ferner angehören, Q.