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Oberitalien.
Mailändische Schule.
wähnte Bild des Andrea Solari, welches durch dessen Tod
unterbrochen, viele Jahre nachher so ganz in seinem Style
vollendet ward, dass alles von Einer Hand schien. Da er al-
lein nicht allen Bestellungen genügen konnte, so liess er seine
Cartons von einigen Gehülfen malen, welche gleich ihm ge-
nau, bestimmt und lobenswerth, wie L omazzo sagt, arbeite-
ten. Einer davon war Giuseppc Meda, Baumeister und Ma-
ler, der an einer Orgel der Mutterkirche David vor der Bun-
deslade spielend darstellte. Diese Arbeitlführt Orlandi un-
ter dem Namen Carlo Meda an, welcher vielleicht aus dem-
selben Geschleehte und im Aböecedario jünger als jener ist.
Man sieht wenig andere Gemälde von ihm, wie Seannelli
bemerkt. Der andere war Daniello Cunio, ein Mailän-
der, der als vielverdienter Landschafter starb; vielleicht ein
Bruder oder Blutsverwandter jenes Ridolfo Cunio, den man
in vielen mailändischcn Gallerien antrilft und besonders .seiner
Zeichnung wegen schätzt. Der dritte war Carlo Ürbini
aus Crema, einer der minder berühmten, aber würdigsten Künst-
ler seiner Zeit, von welchem anderwärts gesprochen wurde.
Lamo sagt, Bernardino habe unendlich viele Schüler und
Gehülfen gehabt und nach seinen Berichten können wir hier
noch Andrea da Viadana, Guiliano oder Giulio de'
Capitani aus Lodi, Andrea Marliano aus Pavia bei-
bringen. Vielleicht gehört auch Andrea Pellini zu ihm,
der in seiner Vaterstadt Cremona unbekannt, in Mailand durch
eine Kreuzabnahme in S. Eustorgio vom Jahre 1595 be-
kannt ist.
Später erschienen in Mailand die beiden Genueser Se-
mini; auch sie malten dort viel, beide mehr im römischen,
als in einem andern Style. Ottavio, der ältere, lehrte Paol
Caniillo Landriani, genannt il Duohino, der in Lo-
mazztfs Tempio als ein hoffnungsvoller Jüngling, und nicht
mit Unrecht, gelobt wird. Er malte nachher viele Altatbilder,
darunter eine Geburt U. H. in S. Ambrogio, wo er mit seines
Meisters Zeichnung und Anmuth vielleicht mehr Weichheit ver-
bindet. Die bisher genannten Künstler erlebten den Zeitpunct
des Verfalls nicht, oder doch kaum; daher ihr Lob hier nicht
unstatthaft war.
Die aber, Welche in Mailand am meisten arbeiteten und