III. Zeitr.
Die
Andere.
Procaccini und
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heit zu sagen, die neue Schule die alte nicht erreicht, obwol
es, wie wir sehen werden, nicht an wackem Männern fehlte.
Indess ist der Faden der Geschichte wieder aufzunehmen und zu
zeigen, wie, nachdem die Mailänder an Zahl abnahmen und der
Bedarf von Malern für Kirchen und andere öffentliche Gebäude,
die sich jetzt mehrten, fühlbar wurde, andere Style von frem-
den Malern, wie die Campi, Semini, Procaccini, Nuvo-
lini, nach Mailand gebracht, andere in auswärtigen Gegenden
von mailiindischen Bürgern, besonders Cerano und. Moraz-
zone, gesucht Wurden. Diese waren die Erzieher fast der
ganzen mailändischen Jugend und des ganzen Gebiets. Sie
fingen 1570 an zu arbeiten, fuhren bis in das sicbzehnto
Jahrh. hinein fort, und überflügelten die alte Schule nicht! so-
wol durch gediegene Grundsätze, als durch angenehme Farben,
und brachten sie nach und nach in Vergessenheit. Und nicht
blos neue Style lehrten sie, sondern auch zugleich Schnellig-
keit und Verkiinstelung, wesshalb denn die Schule endlich ver_
iiel und den Grundsatz anzunehmen schien, die Theorie der
Alten zu loben, aber der Schnelligkeit der Neuen zu folgen.
Lenken wir wieder in unsere Bahn!
Ich habe etwas früher von den Tizianisten gesprochen,
und Callisto da Lodi, Gio. da Monte bereits in anderer
Hinsicht erwähnt, muss also hier des bSimone Peterzano,
oder Preterazzano gedenken, der sich unter der Pieta zu
S. Fedele Titiani discipulus unterzeichnet. Man glaubt ihm
dies auch gern; so sehr ahmt er ihm nach. Er malte auch
manches auf Kalk, namentlich zu S. Barnaba einige Erlebnisse
Pauli. Dort scheint er nun mailändischen Ausdruck, Verkür-
zung und Perspective auf venetisches Colorit Pfropfen gewollt
zu haben. Die Arbeiten sind gross, wären sie nur durchaus
richtig und seine Wandmalerei so gut, als seine Oelgemäldel
Auch aus Venedig, ja aus seinem Rathe, zog Cesare Dan-
dolo nach Mailand, wo seine Bilder in mehrern Palästen we-
gen ihrer Kunst geaclrtet und wegen seines Standes bewundert
werden.
Die Campi strebten vor allen sich in Mailand festzu-
setzen und arbeiteten viel daselhst, "mehr als alle aber Ber-
nardino. Er malte auch in den umliegenden Städten undi
vollendete damals in der Karthause zu Pavia das bereits er-