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Oberitalien.
Mailändisclme
Schule."
der Altar-heiligen vermehrte, und Card. Federigo, dem fast glei-
che Ehre zu Theil geworden wäre. Beide, von gleichem reli-
giösen Sinne belebt, waren in ihrem Hausstande sparsam, im
öffentlichen Leben freigebig und prächtig. Bei ihrer Enthalt-
samkeit nährten sie unzählige Bürger; durch ihre häusliche
Sparsamkeit förderten sie die Herrlichkeit der Kirche und der
Stadt. Sie errichteten, oder stellten viele Häuser her; viele
in und ausser der Stadt schmückten sie mit Gemälden, so dass
man sagen kann, Mailand verdankte seinen Borromeen so viel,
als Florenz seinen Mediceern, Mantua seinen Gonzaghi. Card.
Fedetigo, der erst in Bologna, dann in Rom sich gebildet,
hatte nicht nur Begeisterung, sondern auch Geschmack in der
Kunst; ihm wurden glücklichere Tage und ein längeres Ponti-
ficat zu Theil, als Carlo, sie zu beschützen und zu fordern.
Nicht zufrieden damit, zu öffentlichen Werken die geschickte-
sten Baukünstler, Bildhauer und Maler zu brauchen, die er
haben konnte, nahm er gleichsam noch den letzten Funken
der Akademie Vinci's auf und gründete mit neuem Fleiss
und vielem Aufwand eine neue Kunstakademie der Stadt. Er
versah sie mit Schulen, Gypsabgüssen und einer auserlesenen
Gemäldesammlung zum Besten der studirenden Jugend; wo-
bei er die römische, wenige Jahre früher nicht ohne seine Mit-
wirkung gestiftete Akademie zum Vorbildc nahm. Ehre macht
dieser neuen Schule und ihrem Gründer jener grosse Koloss
des Heil. Karls, der nach Ceranißs Zeichnung in Bronze ge-
gossen und in Arena, dem Geburtsorte des Heiligen, aufge-
stellt ward; ein Werk, das vierzehn Mannslängen hoch mit
den grössten Erzeugnissen der griechischen und ägyptischen
Bildnerkunst wctteifert. In der Malerei hat jedoch , die Wahr-
1) Er war der Ersten einer in Italien , welcher die kleinen Bilder
der niederländischen Schule , die damals gross zu werden anfing,
aufsuchte. Noch ist sein Briefwechsel mit Breughel vorhanden,
der für die Sammlung der mailändischeu Akademie die vier Elemente
malte; Bilder, die oft wiederholt worden sind, in der florenzer Gal-
lerie, in der Melzi Wehen Sammlung zu Mailand und in einigen römi-
schen. Der Künstler, welcher in Blumen, Früchten, Kräutern,
Vögeln, Vierfüsslern, und in reichen lieblichen Compositioneu trelf-
lich war, prunkte darin mit der Menge von Gegenständen, und ver-
liiugnete sich nicht in Feinheit des Pinsels, Farhenglanz und andern
Trefllichkeiten, wesshalb ihn die grössten Künstler schätzten, unter
andern Rubens, der sich von ihm die Landschaften zu seinen Bil-
dern malen liess. L.