II. Zeitr.
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Vinci stiftet eine Zeichnenschule in Mail.
Lomazzo's Gemälde sind nicht zu bezweifeln, da er sie
und sein Leben in treuherzigen Versen, die er Grotteschi
nannte und vermuthlich zum Trost in seiner Blindheit schrieb,
besungen hat"). Seine ersten Arbeiten sind, wie dies jedem
begegnet, schwach, und dahin gehört die Copie des Leonardoß
scheu Abendmahls in der Kirche alla Pace. In den übrigen
erkennt man den Meister, der seine Grundsätze in Ausübung
bringen will, bald mehr, bald weniger glücklich. Einer seiner
Hauptgrundsiitze war, die Nachahmung des Fremden, sei es
nach Gemälden, oder nach Kupferstichen, als gefährlich zu
achten. Er will also, der Maler soll ureigenthümlich zu seyn
streben, in seinem Geiste das Ganze vorgebildet anschauen,
und das Einzelne der Natur und WVahrheit nachbilden. Dieser
von Gaudenzio abgeleitete Grundsatz herrscht auch in An-
dern jener Zeit, besonders aber in Lomazzo vor. In seinen
Bildern ist immer irgend ein ureigener Zug, wie in dem zu
S. Marcus, wo er, statt gewöhnlichermassen dem Petrus die
Schlüssel in die Hand zu geben, sie ihm durch das Jesuskind
mit kindlicher Lieblichkeit überreichen lässt. Noch mehr aber
tritt seine Neuheit in grossen Geschichtbildern hervor, wie dem
Opfer Melchisedelö in der Bibliothek della Passione, welches
sehr iigurenreich ist, wo das Verständnis des Nackten mit der
launenhaftesten Bekleidung und die Lebhaftigkeit der Farben"
mit der der Gebärden wetteifert. In der Ferne bat er noch
ein gut gedaehtcs und abgestuftes Gefecht angebracht. Ich
habe kein so wohl verstandenes Bild von ihm gesehen. In au-
dern füllt er in das Verworrene und Ueberdrängte, zuweilen
auch in das Seltsame, wie in dem grossen Wandbilde in Pia-
cenza im Speisesaal des Angustiner - oder Rocchettinerklosters,
wo der Gegenstand das Fastenleben ist, nämlich ein ausgesen-
Denken. Der rechte Einigungspunct ist der, wenn die Kunst zur
werktbätigen Wüssenschaft wird, wie sie S c helligng in seiner Rede
nennt. Q.
30) Man lese nur und urtheile nach folgender Probe:
Quindi andai a Piacenzu, et ivi fai
Nel refetorio di Saut" Agnslino
La facciata am tal historia pinta.
Da (antun evvi Pier in oratione,
Che vade giü dal viel am grau lenzuolo
Scender pien düznimai piccoli e grandi,
Olade la Qumlrngeslna jü introdolta ecc.