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Oberitalien.
Mailändische
Schule.
dieser Himmelskörper und ein, entsprechendes Metall an und an
diese misgeborene ldee knüpft er noch andere ausschweifen-
dere. Darum und wegen der ermüdenden Weitsehweiiigkeit,
so wie des Mangels an einem genauen Register, werden seine
Abhandlungen wenig gelesen und es verlohnte sich schon der
Mühe, sie umzuarbeiten und die Blätter von den Früchten zu
sondern. Denn sie enthalten nicht nur eine Menge anziehen-
der geschichtlicher Nachrichten, sondern auch trefilieher An-
sichten von Denen, welche Leonardo und Gaudenzio
kannten, ihm mitgetheilt, richtige Bemerkungen über das Kunst-
verfahren der besten Meister, viele gelehrte über Mythologie,
Geschichte und alte Sitten. Besonders köstlich sind seine Re-
geln der Perspeetive, aus Handschriften F oppa's, Zenale's,
Mantegnaüs, Vinci's (Tratt. p. 264.) zusammengetragen;
ausserdem hat er auch noch Bruchstücke Bramantinfs
(S. 276.) aufbewahrt, der in dieser Kunst sehr erfahren war.
Darum und wegen seiner, wenn auch nicht so gefülligen
Schreibart, als Vasari's, doch wenigstens nicht so hiero-
glyphisehen, wie Zuecaro's, oder gemeinen, wie Beschi-
ni's, verdient Lomazzo's Werk, dass weiter geförderte
Maler es lesen und die besten Kapitel daraus auch reiferen
Wissbegierigen mittheilen. Mir wenigstens ist keins bekannt,
das ein jugendliches Gemüth mit so schönen malerischen Ideen
für jede Aufgabe befruchten könntef kein anderes bcfeuert und
unterrichtet sie mehr, Gegenstände des Alterthums zu behan-
deln; keins lehrt sie das Menschenherz besser kennen, und
welche Bewegungen es birgt, in welchen Zeichen sie sich äus.
serlich kund geben, wie sie in einem Lande so, in einem an-
dern anders sich färben und Welches die Gränzen ihrer Schick-
lichkeit sind; kurz, keins enthält in Einem Bande niitzliehere
Vorschriften, einen denkenden, überlegsamen Künstler ganz in
Lionardo's Geiste zu bilden, welcher Gründer der mailän-
dischen Schule und, man erlaube mir dies zu sagen, der Ma-
YIBTWlSSGHSClIäIfC war, die ganz darin besteht, tief über jeden
Theil der Kunst zu denkenm).
'29. Es würde zu weit führen, den Gegensatz von Xvissenschaft und
Kunst zu zeigen und auch den Einigungspunct; nur müssen wir
warnen, dass der Künstler nicht das ahsirzuztc Denken für ein Pru-
Iluciiezx hält und sich zur Aufgabe Inacht, sondern das intuitive