Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

II. Zeitr. 
Vinci stiftet eine Zeichnensohule in Mail. 
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nennt, zu dessen Zeit er lebte. Er nennt ihn einen sehr 
lieblichen, treilliclnen, die Kunstmühen liebenden Maler, und 
führt zum Beleg Gemälde in Privathäusern, wie eine Himmel- 
fahrt Mariä in der Karthause zu Pavia, an, wo 'l'orre 
(S. 138.) ibn zu Salainfs Mitmaler macht, Die beiden 
berühmtesten sind Gio. Batista. della Cervajmrl Ber- 
nardino Lanino, von welchen gleichsam zwei Aeste einer 
und derselben Schule ausgingen, der Mailändische und Vercel- 
Iisehe. 
Cerva blieb  in Mailand,  und wenn er Alles so uralte, 
wie die Erscheinung Christi vor 'l'hoxnas und den übrigen 
Aposteln zu S. Lorenzo, so gehört er unter die Ersten der 
Schule; so auscrlesen und beseelt sind seine Köpfe, so lebhaft 
und wohl vertheilt die Farben; so überraschend ist das Ganze 
und der Einklang dieses Bildes! Er mus auch tief in seiner 
Kunst gewesen scyu, wenn gleich das Puhlicum nicht mehr 
Arbeiten von ihm hat; denn von ihm lernte der lllailüxxdei- 
Gio._Paolo Lomazzo die Vorschriften, die er in seinem 
1584 herausgegebenen Zl-attato della pittura gab und in der 
1590 gedruckten Idea del tempio della pittura kürzer wieder- 
lmlte, seiner Verse nicht zu gedenken, welche ebenfalls diese 
Kunst gar sehr angehen. 
Orlandi hatüber diesen Schriftsteller mehrere falsche 
Zeitangaben, welche nachher Bianconi berichtigt hat, der 
seine Erblindung um 157] , in sein dreiunddreissigstes Lebens- 
jahr setzt. So lange er noch sah, strebte er sich zu bilden, 
so viel es jene in manchen Stücken allerdings vorurtheilsvolle 
Zeit erlaubte. Er durchreiste Italien, studirte schöne Künste 
und Wissenschaften, und berauschte sich gewissermassen darin, 
indem er gani zur Unzeit Philosoph, Astrolog und Mathema- 
tiker seyn wollte und mithin auch das Gewöhnlichste abstrus 
und falsch behandelte, wie denn die Grundsätze der "Astrologie 
falsch sind. Dieser Fehler misfällt in seinem grossen Werke, 
ist aber verzcihlich, weil er doch hier und da zerstreut und 
getrennt vorkommt; mehr drückt er eine Idea, wo er in ei- 
nen Gcsichtspunct zusmnmengedrängt ist, der dem gesunden 
Sinne allerdings widert. Indem er nämlich eine Kunst lehrt, 
die im guten Zeichnen und Culorircn besteht, fliegt er von 
Planet zu Planet, weist jedem seiner sieben Hauptmaler einen
	        
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