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Oberitalien.
Mailändisclae
Schule.
Gebäude sind nach den Regeln einer trefllichen Perspective
ausgeführt. Doch von seiner bewundernswürdigen Kunst in
Malerei und Plastik hat Lomazzo so viel gesagt, dass es
nicht mehr bedarf. Nur mit Bedauern füge ich hinzu „ dass
dieser grosse Mann dem Vasari entweder nicht Sehr bekannt,
oder nicht sehr lieb war; daher die Ueberälpler, die alles Ver-
dienst nach der Geschichte messen, ihn nicht gehörig kennen
und in ihren Schriften beinahe mit Schweigen übergangen
haben 27).
FerrarPs Nachfolger haben seine Kunstweise lange
beibehalten, die ersten treuer, als die zweiten, und diese mehr
als die dritten. Die meisten haben nicht sowol die Anmuth
seiner Zeichnung und Färbung, als vielmehr Ausdruck und
Leichtigkeit angestrebt, so dass sie zuweilen in die verwandten
Fehler, Uebertreibung und Nachlässigkeit, verfallen. Minder
berühmte Schüler des Gaudenzio waren Antonio La-
netti aus Bugnato, von welchem ich keine ihm ausgemacht
zuzuschreibende Arbeit kenne; Fermo Stella aus Caravag-
gio, und Giulio Cesare Luini der Walliser, die in eini-
gen Capellen von Varallo noch jetzt bekannt sind. Lomazzo
giebt im 37. Kap. seines Trattato als Nachahmer des Gau-
denzio , ausser dem bald zu nennenden Lanino, noch
Bcrnardo Ferrari aus Vigevano an, Wo er zwei Orgel-
läden in der Hauptkirche gemalt hat; und Andrea Solarizs),
oder Andrea del Gobbo, auch Andrea Milanese, wie
Vasari ihn am Ende der Lebensbeschreibung des Coreggio
27) Ob die Ueberälpler so ganz nur nach Hörensagen, oder 1,108
auf Tradition und Namen hin, nicht nach Bnsßllßuendel- Kenntnis
und lebendigem Begriff urlheilen, wie der gute L anzi meint, möchte
doch auch in nächster Beziehung auf Gaud. Ferrari etwas he-
zweifelt werden können, wenn man Freybergü Blicke auf Künst-
ler und Kunstwerke der besten Zeit, Kuustbl. 1825 S. 98 f., gelesen
hat, wo Ferrari in seinem Bezug zur römischen Schule auf eine
ganz andere Weise gewürdigt ist. 11V,
28) Solari verdient das Lob, welches Lz. an Gaudenzio ver-
schwendet hat. Man hat nach ihm, oder von ihm selbst, ein liehe-
Volles Bild geslüclien, wo eine Mutter sich über ihr Kind holdlächelnd
herüberneigt und der Kleine vor Lust zappelt. Das Bildchen ist in
der Pariser Gallerie. In einer kleinen Kirche am Hlege von Parma
nach und unweit Lodi sah ich dasselbe Bildchen, welches mir noch
zärter schien, als das Pariser. Schade dass ich den Namen des Orts
mir nicht aufzeichnete! - Q,