II. Zeitr.
Vinci stiftet eine Zeichnenschule inMail.
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sehaft Lionardo's in llliailand überschaut haben, ladet uns
die andere Schule ein, welche Foppe und die übrigen ihres
Orts genannten Maler des fünfzehnten Jahrh. als ihre Stifter
anerkennt. Sie ist nicht mit Vinci's Schule verwechselt,
sondern besonders von den Schriftstellern betrachtet werden,
nützte aber Vieles aus seinen Mustern und wol auch Gesprächen;
denn man beschreibt diesen Mann, wie Raffael, als höchst
leutselig und jeden mit Anmuth aufnehmend, und Lernbegieri-
gen seine Einsichten neidlos mittheilend. Wer Bramantino
und die andern Mailänder bis in die zweite Hälfte de sech-
zehnten Jahrh. beobachtet, wird in ihnen mehr oder weniger
Nachahmer Vincißs finden, die sein Helldunkel und seinen
Ausdruck liebten, im Fleische etwas düster waren und mehr
kräftig, als angenehm colorirten. Jedoch trachten sie weniger
nach dem ldealschöncn, sind minder edel in den Ideen, min-
der geschmackvoll, Gaudenzio ausgenommen, der in Allem
mit den Ersten seiner Zeit wetteifert. Er ist der Einzige der
alten Schule, der sie durch Lehren förderte.
Gaudenzio Ferrari aus-Valclugia heisst bei Vasari
ein Mailänder. Wir haben von ihm bei RaffaeYs Gehüifen
gesprochen und OrlandPs Meinung berührt, der ihn zu
Pietro Peruginws Schüler macht hund einige Bilder an-
führt, die man ihm in Unteritalien beilegt. In jenen Gegenden
aber, wo er blass gleichsam Gast war und vielleicht einen
neuen Styl versuchte, kann manihn nicht gehörig kennen
lernen; was man dort von ihm sagt und aufzeigt, unterliegt
gar manchem Zweifel, worauf wir bei der Ferrarer Schule
wieder zurückkommen werden. Jetzt in der Lombardei kann
man olTener von ihm sprechen, indem sich dort viele Arbeiten
von ihm befinden, und Lomazzo, wie wir sehen werden, sein
Enkel in der Kunst, Vieles von ihm erzählt hat. Dieser giebt
ihm vorzüglich Seotto, nachher aber auch Luini zum Meii
ster; dass er vor diesen auch bei Giovanone gelernt, ist
eine Vcrcellische Ueberlieferung. Novara glaubt eins seiner
ersten Gemälde zu besitzen, ein Altarbild im Dom in mehrern
Feldern mit Vergoldung nach dem Brauche "des funfzehnten
Jahrhunderts. Vercelli hat zu S. Mareo die Copie des Anna-
eartons, welcher Joseph und einige andere Heilige beigefügt
sind; auch eine Jugendarbeit, welche zeigt, dass Gaudenzio
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