Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

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Oheritalien. 
Venediger 
Schule. 
Anordnung, reicher Manniehfaltigkeit der Gesichter und Trach- 
ten, geschickter Bautenmalerei und sehr schöner Landschafterei. 
Vor allem herrscht eine Natürlichkeit und ein Ausdruck darin, 
um deren willen Zanetti selbst sie von Zeit zu Zeit betrach- 
ten mochte. Da bemerkte er die Theilnahme des Volks, das 
Alles zu verstehen schien, bei Allem verweilte, in Allem der 
Darstellung gemiisse Empfindungen kund gab; wesshalb er denn 
damit schliesst, Carpaceio hätte die Wahrheit im Herzen  
Noch besser malte er in der Schule des heil. Hieronymus, 
wo er mit Gio. Bellini wetteiferte und diesmal ihm nicht 
zu weichen brauchte. Sein Charakter, den man oft mit dem 
des Gentile verwechseln könnte, tritt auch aus den Altar- 
hildern hervor, wo er fast in jeder Darstellung ureigenthümlieh 
ist. Das berühmteste in Venedig ist die Reinigung zu S. 
Giohbe, wo jedoch der alte Simeon in päpstlicher Tracht zwi- 
schen zwei als Cardiniile gekleideten Dienern ist. Diesen Ver- 
stoss gegen das Costume abgerechnet, mit etwas mehr Farbe 
des Fleisches und zärteren Umrissen, wäre das Bild jedes gros- 
sen llialers würdig. Diese Vorzüge aber erwarb er sich nie, 
was an seiner ersten Anleitung lag. Eben so ging es seinem Zög- 
ling und Jünger, Lazzaro Sebastiani, Giovanni Man- 
sueti, lllarco und Pietro Veglia, Francesco Rizzo 
aus S. Croce, einem Landstrich im Bcrgamischen 32); Malern, 
31) "Vielleicht das schönste Bild von Carpacci o ist die Krönung 
der Jungfrau lrlnria in der Kirche SS. Giovanni e Paula zu Venedig. 
Das Colorit ist grauer, als in den Bildern, die Giovanni ßellini 
gemalt, auch die Zeichllllllg weniger vollendet, als in des Letztem 
YVerken; allein der Ausdrurk unaussprechlich schön und die Engel 
sind in diesem Bild wahrhaft himmlisch.   
32) Seine Gemälde fangen mit 1507 an. S. Tassi Vite difpil- 
lari ec. p. 56., wo er Zanetti berichtigt, der zwei au diesem 
Maler machte. Ein Bild in der Pfarrkirche von hlniliiie macht allem 
Zweifel ein Ende. Da. schrieb er Francisqus Rizus Bergomezzszä 
habilaior Veneliß 1529. Auf einem andern Bilde in der Pfurrkirche 
von Seriua Schrieb er Francesca Rizo da Santa Croce rlepmse. 
1518. Sein letztes mir bekanntes Werk ist auch in der Pfarrkirche 
von Chirignano in der Mestrina, mit der Angabe 154i]. P. Fede- 
rici, der dies bemerkt, macht ihn zum Sohne des Girolamo da S. 
Uroce, oder S. (Jroce; denn auf diese beiden Arten, nie aber 
Rizo, finden wir ihn unterzeichnet. Ich stimme aber nicht bei l) 
weil Ridulfi hluss (S. 62) sagt, dass sie von einer Familie gewesen, 
2) weil Girolamow Bilder bei Tassi später anfangen und spä- 
ter enden, als die des Fnancesco, nämlich 1540. 3) weil Giro-
	        
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