Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Zweiter Band)

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Oberitalien. 
Mailändische 
Schule. 
Speisesaale; überraschend durch Mannigfaltigkeit, Schönheit 
und Geist der Figuren. Wenig Lombarden haben es zu der 
Höhe des Ausdrucks gebracht, wie sie hier zu sehen ist; we- 
nige zu so kunstreichen Compositionen und wunderlichen Trach- 
ten. lu Menschengestalten liebt er das Schlanke; in Pferden 
sieht man einen Schüler Vincißs. Für einen andern Speise- 
saal der Karthause in Pavia copirte er Leonard0's Abend- 
mahl so, dass dies einigcrmassen für den Untergang des Urbil- 
des entschädigt V). Mailand hat zwei Bilder von ihm, eins 
zu S. Paolo in Compito, eins zu S. Eufcmia, schön und 
schiitzhar im schon geschilderten Style der Schule; in seinen 
Wamlbildern aber ist er weicher und der neuern Behandlung 
näher m]. " 
In AVmorettPs Jilemorie storiclze über Vinci findet 
man unter Lionardws Schülern einen Galeazzo,  von 
welchem man nicht gewiss weiss , wer er gewesen; anch an- 
dere in Vin.ci' s Handschriften genannte, wie einen J a e o m 0, 
Fanfoja, Lorenzo, der wol für Lotto genommen werden 
könnte; aber die vom Gr. Tasse und P. Federici hinsieht- 
lieh dieses Malers angegebenen Zeitbestimmungen wollen nicht 
zu V i n e i' s L0 r en z o passen , welcher 1488 geboren war 11m1 
im April 1505 zu Leonardo kam, vielleicht als dieser zu 
Fiesole war, im Laufe des März, also einen Monat früher 
(ßlmor. p. 90  und bei ihm blieb, so lange er wenigstens in 
15) Wahrscheinlich um das Jahr 1514, wenig vor oder nach der 
Copie in Pavia, wiederholte Marco da Oggione das Abendmahl 
des da Vinci noch einmal im Speisesaal des Klosters zu Castellazzo 
und wirklich konnte man diese Aufgabe keinem Würdigeril auver- 
trauen. Zu bemerken ist, dass dieses Bild in Fresco gemalt wurde. 
Bossi tadelt die Zusätze, das Colorit, die Zeichnung und fast Alles 
an diesem Bilde.  Eben so sehr wird auch von Bossi die Copie 
getadelt, welche auf Leinwand und in Oel gemalt ist und sich vor- 
mals in Pavia befand, später aber an einen Kunstliebhaber nach 
Mailand verkauft wurde. Was letztere Copie betrifft, so stimme ich 
der Meinung des Cavaliere Bossi bei; doch mag wol manches 
Fehlerhafte und Misfxillige durch neure Ausbesserung erst entstanden 
seyn.  Q. 
16) Mögen die Copien, welche Marco da. Oggione nach dem 
Abendmahle fertigte, noch so sehr von Bossi getudelt wevden, so ist 
dieser Künstler doch einer von den Schülern Bes du Vinci , welche 
am tiefsten in den Geist ihres Meisters eindrangexi. und vielleicht ge- 
rade M arco derjenige, in welchem der schwärmeriache Zug L eo nar- 
dmüscher Bilder, nicht zur Manier, nicht zur Verzerrung wird. 
	        
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