II. Zeitr.
Vinci stiftet eine Zeichnenschulc in Mail.
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zu lieblichen Menschen und Engelgestalten als Modell diente
Er lehrte ihm, sagt Vasari, mancherlei in der Kunst, und
ging seine Arbeiten durch, welche allmiilig doch wol in ihren:
Rufe gefallen sind, Weil am Ende ein Salaino kein Vinci
ist. Unter seinem N'amen zeigt man einen Johannes den Täu-
fer im erzbisehöil. Palast, welcher sehr anmuthig, aber etwas
trocken ist; ein Bildnis eines sehr lebhaften Mannes im Palast
Aresi und nicht viel andere Stücke. Vor allen berühmt ist
sein Bild in der Sacristei von S. Celso. Es war nach einem
Carton Lionardo's, der in Florenz gemacht ward und so
viel Beifall fand, dass die Stadt ihn zu sehen wie zu einer
Feierlichkeit herbeiströmte. Vasari nennt ihn den S. Anna-
carton, weil Anna mit U. L. F. das göttliche Kind liebkost,
während der kleine Vorläufer mit ihm spielt. Er ward nach-
her so berühmt, dass Franz L, als er Leonardo nach Frank-
reich herief, wünschte, er möchte ihn doch malen; aber, sagt
Vasari, er hielt ihn nach seiner Gewohnheit lange mit Wor-
ten hin. Uebrigens weiss man aus einem Briefe des P. Resta
im dritten Bande der Lett. 111'111, dass Vinei von dieser Anna.
drei Cartons gemacht, deren einer von Salai gemalt wurde.
Dieser entsprach dem Geschmack des Erfinders sehr in den
tiefen und einhiilligen Farben, der anmuthigen Landschaft, der
grossartigen Wirkung." Dies Bild hatte lange in jener Sacri-
stei eine heilige Familie von Raffael gegenüber, die jetzt
in Wien ist," und hielt sich doch im Vergleich. Eine ähnliche
Copie jenes Cartons kaufte unser jetzige Fürst Ferdinand lll.
in Wien. Sie ist nun in der ilorenzer Gallerie, und vielleicht
auch von Salaiu).
Marco Uglone, oder Üggione oder da Oggionc
muss unter die besten mailändisehen Maler gerechnet werden.
Dieser beschäftigte sich nicht blos mit Staffeleibildern, wie
meistens Vinci's Schüler, welche wenig und gut malten,
sondern war auch ein trefllicher Wandmaler und seine Arbei-
ten alle Pacc bewahren noch immer ihre unverletzten Um-
risse und lebhaften Farben. Einige derselben sind in der Kir-
che und ein sehr reiches Gemälde, die Kreuzigung, ist im
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14) Auch in Paris ist eine Wiederholung," angeblich von S alai nn,
welche jedoch sehr brauuroth in Färbung und übertrieben im Aus-
druck ist, Q.